Unabhängig von ihrer Grösse, stehen KMU vor der Herausforderung, dass sie die vorgeschriebenen Auflagen bezüglich vieler Sicherheitsthemen korrekt und fristgerecht umsetzen müssen. Rund um die Sicherheit im KMU steht nicht nur die Schwierigkeit die Aufgabenfülle zu meistern im Vordergrund, sondern auch die Tatsache, dass diese Aufgabe verlangt, stets auf aktuellem Stand zu sein und dies notabene auch wenn die Funktion des Sicherheitsbeauftragten im Nebenamt ausgeführt wird.
Autorin: Andrea Zemp
In der Schweiz gibt es rund 600’000 kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die meisten davon mit nur wenigen Mitarbeitenden. In einem solchen Unternehmen hat eine Person oftmals mehrere Funktionen inne. Dazu gehört unter anderem auch die Bearbeitung von Sicherheitsaspekten und -risiken.
Die KMU in der Schweiz sind von Gesetzes wegen verpflichtet diverse Sicherheitsthemen gesetzeskonform umzusetzen, sei es in den Bereichen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, Brandschutz, Gefahrstoff und Gefahrgut, Konformität in der Maschinensicherheit oder Umweltschutz. Die gesetzlichen Anforderungen sind oftmals nicht von der Grösse abhängig und betreffen auch Kleinstunternehmen. Hinzu kommen Thematiken, die nicht gesetzlich verlangt sind, aber aus ökonomischer Sicht von grösster Bedeutung sind. Beispiele dazu sind Business Continuity Management (BCM), Security oder Informationssicherheit. Eine Übersicht über die verschiedenen Themen sind im Sicherheitshaus (Abbildung 1) dargestellt.
Vor lauter Bäumen sieht man den Wald nicht
Die Auflistung der Sicherheitsthemen ist lang und komplex. Da ist es nicht erstaunlich, dass sich KMU zwar ihrer Verantwortung bewusst sind, aber die Themen nicht genügend kennen, die Risiken ungenügend abschätzen und die Massnahmen nicht ausreichend umsetzen. Für eine Person, häufig im Nebenamt, ist es schwierig, sich einen Überblick über all diese komplexen Themen zu verschaffen und die entsprechenden und geeigneten Massnahmen umzusetzen. Dies kostet vor allem viel Zeit und Geld.
Einfacher und damit auch kostengünstiger ist externe Hilfe zu holen und sich unterstützen zu lassen. Dies gilt grundsätzlich im Bereich der Sicherheit, aber auch bei allen anderen risikobasierten Themen. Denn, so der Grundsatz: Ein Unternehmen kann nur Risiken bewältigen, die es kennt. Andernfalls fühlt man sich in falscher Sicherheit.
Organisatorische Massnahmen
Um die Sicherheit im KMU vollständig abzudecken, sind je nach Gefährdungen und Grösse verschiedene Funktionen in der Organisation nötig. Mit entsprechender Weiterbildung und Fachwissen können die vielfältigen Aufgaben wahrgenommen werden, wie zum Beispiel Zielsetzung, Konzepte, Rundgänge, Massnahmenplanung und -umsetzung sowie Wirksamkeitskontrollen. So kann organisatorisch sichergestellt werden, dass die verschiedenen Sicherheitsthemen konform bearbeitet und umgesetzt werden.
Typische Funktionen im Sicherheitsbereich sind Sicherheitsbeauftragter Arbeitssicherheit / Gesundheitsschutz, Sicherheitsbeauftragter Brandschutz, Chemikalienansprechperson oder Sprinklerwart. Um diese Funktionen erfolgreich umzusetzen, muss die jeweilige Person das nötige Wissen erlangt haben, durch Ausbildung und / oder Erfahrung, und über die nötigen Ressourcen und Zeit verfügen.
Die Sicherheitsthemen und deren Herausforderungen
Um sich einen Überblick über die verschiedenen Sicherheitsthemen zu verschaffen, gibt es eine Vielzahl an Quellen und Informationen im Internet. Möchte man zu diesem Überblick über die verschiedenen Sicherheitsthemen auch übersichtlich dargestellte Informationen zu deren Umsetzung bis hin zur Auflistung von typischen und häufigen Mängeln haben, ist man meist auf fachkundige Webseiten oder Unterstützung angewiesen.
Diese Informationen finden sich zum Beispiel auf der KMU-Plattform der Swiss Safety Center AG. Diese bietet, übersichtlich dargestellt Wissen, Praxistipps und Hilfsmittel zu den relevanten Sicherheitsthemen. Die verantwortliche Person im KMU kann mittels ausformulierten Leitfragen die Situation im eigenen Unternehmen hinterfragen und somit abschätzen, welche Themen und Probleme angegangen werden müssen. Die Umsetzung bringt aber meist neue Herausforderungen für die KMU mit sich. Dafür finden Sie in der Rubrik «Was muss ich tun? Wie setze ich um?» Hilfestellungen und Anleitungen, wie die Problematik anzugehen ist und die gesetzlichen Pflichten zu erfüllen sind.
Sicherheit im KMU: Beispiele aus der Praxis
Ein Beispiel für die praktische Umsetzung von Vorgaben in der Arbeitssicherheit ist die Prüfung von Leitern im Betrieb. Praktisch jedes Unternehmen hat Leitern im Einsatz und muss diese nach Herstellerangaben regelmässig prüfen und dies auch dokumentieren, was jedoch nicht immer bekannt ist und darum nicht umgesetzt wird. Dazu kommt, dass vor jeder Benützung eine Sichtprüfung notwendig ist.
Weitere Beispiele rund um die Sicherheit im KMU, kurz erwähnt, sind:
- Umweltsicherheit: Der Umgang mit und die Lagerung von Gefahrstoffen
- Arbeitssicherheit: Die Vermeidung von Stolperfallen
- Gesundheitsschutz: Die Ergonomie der Arbeitsplätze
- Risikomanagement: Die Evakuationsplanung
- Explosionsschutz: Die Analyse von Explosionsrisiken und das dazugehörige Explosionsschutzkonzept
Fazit
Die KMU-Plattform stellt für kleine und mittlere Unternehmen eine Vielzahl von nützlichen Informationen zu sicherheitsrelevanten Themen und gesetzlich vorgeschriebenen Pflichten in kompakter Form auf einer Seite bereit. Ziel ist, dass Nutzer in ihrem Betrieb Gesetzeskonformität erreichen und erhalten, Mitarbeitende, Sach-/ Gebäudewerte, Prozesse und die Reputation schützen.
Die Autorin:
Andrea Zemp, Beraterin Integrale Sicherheit mit Fokus ASGS & IRM, Swiss Safety Center AG
https://www.safetycenter.ch/arbeitssicherheit-irm