Das Ersthelfer Symposium 2024 findet am 26. Oktober 2024 im KKL Luzern statt und nimmt sich dem Thema «Frauen und Männer – medizinische und soziokulturelle Unterschiede in der Ersten Hilfe» an.
Die Herren der Schöpfung kennen es: eine Grippe kann sich anfühlen wie das Jüngste Gericht. Allerdings können sie sich kaum etwas darunter vorstellen, was Erdbeertage für Frauen mit sich bringen und was das starke Geschlecht meint, wenn es das ungeborene Kind nicht mehr fühlt. Da ist Mann dann doch rasch überfordert.
Das vierte Ersthelfer Symposium vom 26. Oktober 2024 im KKL Luzern widmet sich solchen Unterschieden und fokussiert am Morgen vor allem auf die medizinischen Feinheiten.
Ausflug in den Bauch: Die Anatomie von Adam und Eva
Einleitend wird Willem van Waasbergen die Teilnehmenden auf einen kurzen Ausflug in die Anatomie von Männern und Frauen mitnehmen: Prostata, Hoden, Samenleiter vs. Eileiter, Eierstock, Gebärmutter, um nur einige Unterschiede zu nennen, die auch unterschiedliche medizinische Notfälle verursachen können.
Dann fokussiert Willem van Waasbergen auf die Frauen. Der Rettungssanitäter und Anästhesiepfleger schlägt einen Bogen vom Zyklus über Schwangerschaften, Fehlgeburten und Eileiterschwangerschaften bis hin zu Blasenentzündungen, Eileiterverdrehungen oder Präeklampsie. Er wird beispielsweise die Frage beantworten, ob man schwangere Frauen tatsächlich links liegen lassen sollte – natürlich nur aus medizinischen Gründen. Was machen Ersthelfer:innen, wenn eine schwangere Patientin ihr Kind nicht mehr spürt? Können oder sollen Ersthelfer bei plötzlichen Bauschmerzen den Bauch abtasten und was lässt sich da überhaupt fühlen?
Auch wenn da allenfalls auch die eine oder andere Frau noch eine Menge lernen kann, zielt sein Vortrag vor allem auf die maskuline Teilnehmerschaft ab: was muss sie wissen, damit sie sich in der Erstversorgung einer Frau sicherer bewegen kann?
Nachdem sich ein Mann auf die Frauen einschoss, wird sich eine Frau die Männer vorknöpfen. Dr. med. Doris Mannhard, Fachärztin für Urologie FMH von der Uroclinic Uster, geht unter anderem auf Leistenbrüche, Nebenhodenentzündungen, Hodentorsion, Harnverhalt oder Nebenwirkungen von kleinen blauen Wunderpillen ein. Sie wird aber ebenfalls versuchen, der femininen Teilnehmerschaft näherzubringen, weshalb eine Männergrippe furchtbar schlimm sein kann – und dass die Herren anatomisch längst nicht so einfach gestrickt sind, wie das manche Damen denken könnten.
Religiöse und kulturelle Unterschiede
Apropos Adam und Eva oder Jüngstes Gericht: solche Geschichten gibt es zwar in verschiedenen Religionen und Kulturkreisen, dennoch sind die kulturellen und religiösen Unterschiede teils frappant und können für Ersthelfer:innen zu regelrechten Fettnäpfen werden.
Manche Patienten:innen wollen nicht reanimiert werden, andere wollen kein Fremdblut, dritte sollte man nicht anfassen und mit vierten darf man nicht allein im Raum sein. Manche Religionen verbieten es nur schon, dass ein Mann einer Frau die Hand schüttelt. Welche Standardregeln gibt es in den verschiedenen Religionen, wie gehen Ersthelfer:innen mit solchen Situationen um und müssen sie sich auf solche Nuancen tatsächlich vorbereiten?
Diesem breiten Bereich wird sich Stephan Schärli am Nachmittag annehmen. Er schöpft aus einem riesigen Erfahrungsschatz: er ist Rettungssanitäter, Leiter einer interdisziplinären Notfallstation am LUKS Wolhusen, medizinischer Begleiter von Arktisexpeditionen, Autor von Kinderbüchern, Präsident einer Spitex und Kantonsrat in Luzern.
Podiumsdiskussion: Die ganze Bandbreite an Herausforderungen
Das Thema «Männer und Frauen» bietet jedoch noch eine Menge weiterer Stolperfallen in der Ersten Hilfe. Das beginnt bei Adam und Eva und all jenen, die sich weder der einen noch dem anderen zuordnen können. Was müssen Ersthelfer über Transgender oder non-binäre Menschen wissen?
Ein weiteres Thema, das manche Ersthelfer:innen beschäftigt, ist das Setzen von Grenzen: darf ein männlicher Betriebssanitäter heute überhaupt noch mit einer Frau alleine im Sanitätszimmer sein? Falls sie etwas ausziehen muss, um behandelt werden zu können – muss dann zwingend eine weitere Frau hinzugezogen werden? Oder ein zweiter Mann? Was darf überhaupt gefragt oder gemacht werden? Wo und wann beginnt Belästigung – schon bei der Behandlung oder erst bei der dankenden Umarmung?
Solche Fragen will die abschliessende Podiumsdiskussion mit den Referenten und Referentinnen beantworten. Mit auf die Bühne werden ein männlicher Betriebssanitäter und eine weibliche Betriebssanitäterin kommen – und vor allem sollen auch die vielen Fragen und Erfahrungen von Teilnehmenden den Weg auf die Bühne finden.
Von Anfängern bis Profis, in Deutsch und Französisch
Das Ersthelfer Symposium spricht alle Ersthelfer an, ob Anfänger, Fortgeschrittene oder Profis, ob Samariter, Betriebssanitäter, Private oder Blaulichtorganisationen. Dank der Simultanübersetzungen aller Vorträge sind sowohl Ersthelfer aus der Deutschschweiz als auch solche aus der Westschweiz angesprochen.
Rahmenprogramm und Mehrwerte
Am Ersthelfer Symposium 2024 sind wie gewohnt auch das Rahmenprogramm und weitere Mehrwerte wichtig:
- Nach jedem Vortrag bleiben viel Raum und Zeit, um Fragen an die Referenten zu stellen.
- Alle Vorträge werden simultan von Deutsch ins Französische übersetzt.
- Es werden Stunden an das IVR-Zertifikat angerechnet und es gibt SGAS-Fortbildungspunkte – die Kommissionen prüfen derzeit das Programm und die entsprechenden Punkte bzw. Stunden werden in Kürze unter ersthelfersymposium.ch veröffentlicht.
- Im Foyer präsentieren insgesamt 17 Aussteller ihre Produkte, Kurse oder andere Dienstleistungen.
Die gemeinsame Veranstaltung der Schweizerischen Vereinigung für Betriebssanität (SVBS) und von IVF HARTMANN fand im Jahr 2021 zum ersten Mal statt und war mit 270 Teilnehmenden auf Anhieb ausverkauft. Auch die beiden Symposien in den Jahren 2022 und 2023 waren bis auf den letzten Platz ausgebucht. Eine frühe Anmeldung unter ersthelfersymposium.ch kann sich deshalb lohnen.
Das Ersthelfer Symposium 2024 in Kürze
Datum: 26. Oktober 2024
Ort: KKL Luzern
Thema: Männer und Frauen – medizinische und soziokulturelle Unterschiede in der Ersten Hilfe