Mit ihrem Transmissionselektronenmikroskop (TEM) ist die Suva feinsten Asbestfasern auf der Spur, beispielsweise in Serpentingestein. Die neuen Erkenntnisse helfen Anwendern, asbestfrei arbeiten zu können. Das TEM kann aber noch viel mehr.
Serpentin ist ein wunderschönes Gestein. In der Natursteinbranche ist es beliebt für Fassaden, Böden oder Grabsteine. Das Problem: In ihm gibt es Asbestverbindungen. Teilweise ist es nur sehr wenig Asbest, doch bearbeitet man das Gestein, entsteht eine sehr starke Belastung in der Luft. «Es ist allerdings schwierig, die asbestförmige Struktur im Serpentin von anderen Mineralien zu unterscheiden», sagt Patrick Steinle, Teamleiter im Bereich Analytik der Suva. «Früher konnten wir sie am Rasterelektronenmikroskop nur von Auge beurteilen. Die Einschätzung hing also ganz vom Analytiker ab.»
Heute weiss man es besser
Inzwischen geht das genauer. Denn heute hat die Suva ein besseres Mikroskop zur Hand: das Transmissionselektronenmikroskop TEM. «Durch eine sehr hohe Auflösung der Bilder können wir deutlich kleinere Strukturen sehen», sagt Steinle. «Wir können zusätzlich aber auch die chemische Zusammensetzung bestimmen und durch die Elektronenbeugung Informationen über den kristallinen Aufbau der Probe gewinnen.»
Ging man früher noch davon aus, dass man die Asbestverbindungen bereits auf dem Steinbruch von Auge erkennt und nur den sauberen Stein in die Werkstatt nimmt, weiss man es heute dank dem TEM besser: Es gibt im Serpentin enge Verzahnungen von verschiedenen Mineralien. Asbest ist auch dabei. «Und wir wissen nun, dass es zusätzlich zu den normierten Faserdimensionen häufig noch viel dünnere Fasern gibt», sagt Steinle.
Die Suva lässt ihre Erkenntnisse nun in die Kommunikation mit den Branchenverbänden einfliessen und erarbeitet ein Merkblatt. Sie will die Anwender informieren, damit sie aufpassen und sicherstellen, dass sie alle notwendigen Schutzmassnahmen treffen.
Nur das TEM kann helfen
Dank dem TEM konnte also eine alte Fragestellung sauber analysiert werden. Es gibt aber weitere Anwendungen, bei denen das TEM helfen kann. Zum Beispiel rund um die Frage, ob es sich beim Schweissrauch um Nickel oder Nickeloxid handelt. Oder bei Messungen mit Nanopartikeln: «Wir müssen Nanopartikel, mit denen gearbeitet wird, von anderen ultrafeinen Aerosolen im Hintergrund unterscheiden können», sagt Steinle. «Alle neuen Richtlinien verlangen einen solchen qualitativen Nachweis. Ich wüsste nicht, wie wir diesen ohne das TEM erbringen könnten.»