Wie in jeder Kette ist auch in der Rettungskette jedes einzelne Glied enorm wichtig. Die ganze Kette hält vor allem dann gut, wenn jedes Glied versteht, was das andere tut und braucht. Dieses Verständnis baut man am besten über ein erlebnisreiches Training auf.
Ob Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst oder Ersthelfer – in der Rettungskette stehen immer die Patienten im Mittelpunkt. Jedes Glied dieser Kette hat seine spezifischen Fähigkeiten und Aufgaben, um für die Patienten das bestmögliche herauszuholen.
Das erste Glied der Rettungskette sind stets die Ersthelfer:innen. «Ihre Rolle ist extrem wichtig», sagt Willem van Waasbergen, diplomierter Rettungssanitäter und Anästhesiepfleger sowie Ausbildner bei der SanArena Rettungsschule. «Als Rettungssanitäter muss ich meine Arbeitsumgebung kennen und dafür brauche ich die Ersthelfer, zum Beispiel die Betriebssanitäter in einem Unternehmen. Sie kennen die Arbeitsumgebung und können mir sagen, wo ich hineinfahren kann, wo ich hin muss oder wo ich freie Wege habe.»
Und: «Die Reanimationen, die ich in meinem Berufsleben als erfolgreich erlebte, waren allesamt nur dank den Ersthelfer:innen erfolgreich», sagt van Waasbergen. «In all diesen Fällen haben Ersthelfer:innen rechtzeitig mit der Herzdruckmassage begonnen und gut alarmiert. Der Rettungsdienst kommt in solchen Situationen immer zu spät, dann haben die Patienten keine Chance mehr. Je besser alle zusammenarbeiten – Ersthelfer, Rettungsdienst, Feuerwehr, Polizei und alle anderen – desto besser ist das für die Patienten.»
Gegenseitiges Verständnis ist wichtig für die Rettungskette
Natürlich seien Ersthelfer:innen froh um klare Anweisungen, aber dann liefe es super, sagt Willem van Waasbergen. «Ich persönlich machte nur gute Erfahrungen und wenn es einmal schlechte Erfahrungen waren, dann eher auf menschlicher Seite. Das kann aber auch vom Rettungsdienst her kommen. Auch wir können einen schlechten Tag haben.»
Roger Brüngger, Kommandant der Feuerwehr Illnau-Effretikon/Lindau, macht ähnliche Erfahrungen: «Die Ersthelfer:innen sind zwar froh, wenn die Profis kommen und die Verantwortung übernehmen, aber sie erledigen ihre Aufgaben sehr gut, helfen und machen, was man ihnen sagt. Das schätze ich sehr. Doch manchmal verstehen Ersthelfer nicht, weshalb es so lange geht, bis Patienten aus einem Auto geborgen werden oder weshalb die Einsatzkräfte nicht dorthin fahren, wo die Ersthelfer sie einweisen wollen.»
Daran könne man noch arbeiten. «Unter Blaulichtorganisationen gibt es ein Sprichwort: In Krisen Köpfe und deren Kompetenzen kennen», sagt Brüngger. «Die Rettungskette ist ein Team, wir helfen miteinander. Wenn man sich kennt und weiss, was die anderen machen und können und weshalb sie etwas tun, ist alles viel einfacher. Um das zu verstehen, ist eine Ausbildung wichtig.»
Training während einem Praxistag
Die SanArena Rettungsschule bietet einen First Aid Stufe 3 IVR Refresher Plus an, der einen externen Praxistag rund um die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und dem Rettungsdienst umfasst. «Dieser Kurs ist die Kirsche auf der Torte für die Teilnehmenden, es ist absolut heisse Sahne», schwärmt Willem van Waasbergen.
Die Teilnehmenden trainieren und erleben in diesem Kurs unterschiedliche Elemente, die in einem normalen Stufe-3-Kurs nicht oder nicht derart tiefgehend gelehrt werden. Zum Beispiel, wie hoch man mit einer Drehleiter kommt oder wie man jemanden aus einem Schacht birgt. Die Teilnehmenden können einen Rettungswagen viel intensiver anschauen als in einem normalen Stufe-3-Kurs. Sie können mit Schere, Spreizer, Rettungsbrett, Halskragen und Rettungsgurt arbeiten oder die Fenster eines Fahrzeuges einschlagen. «Wann darf man das schon», sagt Willem van Waasbergen. «Am Ende des Tages erleben sie, wie man jemanden aus dem Fahrzeug holt und wie es sich anfühlt, wenn man selber drin sitzt und es rundherum knallt und die Reifen platzen. Das ist ein Erlebnis, das bleibt.»
«Bei den meisten Erste-Hilfe-Kursen sind die Partner in der Rettungskette nicht im Spiel», ergänzt Roger Brüngger. «Deshalb ist uns dieser Praxistag so wichtig. Er erweitert die Horizonte der Ersthelfer und Ersthelferinnen. Sie lernen Elemente, zu denen sie sonst keinen Zugang hätten. Sie können selber Hand anlegen und erfahren, auf was man achten muss. Das fördert das Verständnis und man erlebt das Miteinander in der Rettungskette. Sollte im eigenen Betrieb etwas passieren, wissen die Ersthelfer:innen genau, was die Feuerwehr und der Rettungsdienst tun werden, was sie brauchen und wie man sie unterstützen kann. So läuft es in der Rettungskette dann Hand in Hand – egal ob Feuerwehr, Rettungsdienst oder Ersthelfer auf der Weste steht.»
In Zusammenarbeit mit SanArena Rettungsschule