Ein Ertrinkungsunfall passiert in den Sommermonaten leider wieder vermehrt. Die ersten Schritte im Notfall sind dabei äusserst wichtig: Selbstschutz, Rettung, Beatmung, Reanimation. In einer Badi gibt es aber nicht nur Gefahren im Wasser, sondern auch am Wasser. Schnittverletzungen, Schürfungen, Allergien und andere Notfälle gibt es deutlich häufiger als Ertrinkungsunfälle.
Weltweit ertrinken jährlich rund 450’000 Menschen. In der Schweiz zählt die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG im Schnitt 45 Ertrinkungstote pro Jahr, wobei die Unfälle zum grössten Teil in Seen und Flüssen geschehen.
In Flüssen gibt es teils starke Strömungen, Strudel und Sogwirkungen. Das Gefahrenpotenzial ist hoch und eine Rettung herausfordernd. Im Frühling 2022 starben in der Aare gleich zwei Menschen: Ein älterer Mann fiel in den Fluss und ertrank, ein Arbeiter wollte ihm helfen und sprang nach, konnte Stunden später aber ebenfalls nur noch tot geborgen werden.
Selbst stehende Gewässer wie Seen sind gefährlicher, als sie scheinen. Kälteschock, Muskelkrämpfe, Ohnmacht, Seepflanzen, Alkohol und vieles mehr können dazu führen, dass Badende plötzlich untergehen.
Erste Hilfe bei einem Ertrinkungsunfall
In Badis gibt es Badmeister, die schnell helfen können, sollte jemand zu ertrinken drohen. Dann gilt: Die eigene Sicherheit steht im Vordergrund. Bevor sie ins Wasser springen, prüfen sie die Umgebung, die Witterung und mehr. Kondition und Können sind eine Voraussetzung für Badmeister, und sie haben Hilfsmaterial wie die bekannten roten Rettungsbojen. «Ertrinkende sind in Panik», sagt Kristina Kern von notfallTraining schweiz. «Damit man nicht selbst ins Wasser gezogen wird, sollte man diese Hilfen unbedingt einsetzen.»
Was danach geschehen muss, das braucht regelmässige Übung. «Das Wesentlichste ist die Beatmung», sagt Kristina Kern. «Ertrinkende oder schon reanimationsbedürftige Menschen benötigen sofort Unterstützung. Sie haben einen massiven Sauerstoffmangel und müssen dringend beatmet werden. Am besten nimmt man eine Taschenmaske oder einen Beatmungsbeutel, damit man bei der Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung nicht in direkten körperlichen Kontakt kommt. Erst nach fünf Beatmungsstössen sollte man mit der Herzdruckmassage beginnen.»
Reanimation und andere Erste Hilfe in der Badi
Elias Mouchène ist Leiter Badmeister der zwei Badeanlagen in Erlenbach am Zürichsee. Er arbeitet bereits seit sechs Jahren hier und ist heute als Leiter auch zuständig für das Personal. In den Erlenbacher Badis wird nur im Sommer gearbeitet, während rund fünf Monaten zwischen Mai bis September. Ein Ertrinkungsunfall kann vorkommen, ist aber verglichen mit anderen Szenarien eine Seltenheit. Hauptsächlich sind es Bagatellunfälle wie Schnittverletzungen, Schürfungen oder Splitter.
Elias Mouchène achtet darauf, dass die Mitarbeitenden optimal auf die Saison vorbereitet sind. «Man hört immer wieder, dass irgendwo in der Schweiz etwas geschah», sagt er. «Wir wollen auf dem aktuellsten Stand sein. Auch die Mitarbeitenden sollen sicher sein. Sie sind gefordert, wenn etwas passiert, also hat man auch für sie lieber etwas zu viel als etwas zu wenig gemacht.»
Fallbeispiele und Teambildung
Genau deshalb fand er, es sei wiedermal an der Zeit für eine Auffrischung in Sachen Erste Hilfe – kompakt während drei Stunden, frühmorgens und noch vor der Öffnung der Badi. Zusammen mit der notfallTraining schweiz bestimmte er, welche Notfälle besprochen und geübt werden sollten. Vom Herzkreislaufstillstand über allergische Reaktionen und Unterzuckerung von Diabetikern bis hin zu Platzwunden, Schnittverletzungen oder Schürfungen kamen die unterschiedlichsten Szenarien auf den Tisch – oder besser gesagt auf die Bühne. Andrea von Burg und Kristina Kern von notfallTraining schweiz gestalteten den Kurs nämlich mit vielen praktischen Übungen und mit teils nicht ganz offensichtlichen Fallbeispielen.
«Wir wurden ziemlich aus der Reserve gelockt», sagt Mouchène. «Dabei konnten wir viel auffrischen und neues lernen. Wichtig war auch das Miteinander. Wir sind ein grösseres Team und nicht alle arbeiten täglich mit allen zusammen. Heute wuchsen wir als Team und harmonieren nun noch besser.»
In Zusammenarbeit mit notfallTraining schweiz.
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