Vom 27. bis 29. September haben zahlreiche Organisationen des Bevölkerungsschutzes im Rahmen der Gesamtnotfallübung 2022 die Bewältigung eines Unfalls im Kernkraftwerk Leibstadt geübt. Ein Fokus der diesjährigen Übung lag auf der Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Stellen. Das erste Übungsfazit ist positiv.
In der vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz organisierten und geleiteten Übung trainierten die für den Notfallschutz zuständigen Organisationen, darunter die Nationale Alarmzentrale NAZ, der Bundesstab Bevölkerungsschutz, der kantonale Führungsstab Aargau, das Kernkraftwerk Leibstadt, das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI gemeinsam mit weiteren Stellen in der Schweiz und in Deutschland ihre Zusammenarbeit bei einem schweren Unfall im Kernkraftwerk Leibstadt. Gesamtnotfallübungen finden alle zwei Jahre statt und dienen der Überprüfung des Notfallschutzes der Schweizer Kernkraftwerke.
Verschiedene Formen der Zusammenarbeit
Während der drei Übungstage wurden verschiedene, auf die jeweiligen Anforderungen abgestimmte Übungsformate verwendet. Am ersten Übungstag trainierten die Notfallschutzorganisationen ein anspruchsvolles, rasch ablaufendes Szenario mit einer simulierten Freisetzung von Radioaktivität aus dem Kernkraftwerk Leibstadt. In enger Zusammenarbeit mussten die übenden Stellen die betroffenen Gebiete und die notwendigen Schutzmassnahmen bestimmen sowie deren Umsetzung koordinieren.
Erstmals in einer GNU wurden dabei in Echtzeit fiktive Messwerte generiert, so dass die Notfallschutzorganisationen ihre Ausbreitungsrechnungen mit (simulierten) Messwerten abgleichen und auf Abweichungen reagieren mussten. Die fiktiven Messwerte wurden in enger Zusammenarbeit mit dem deutschen Bundesamt für Strahlenschutz berechnet. Im Bereich der Information der Bevölkerung wurden erstmals Alertswiss-Meldungen simuliert.
Am zweiten und dritten Tag wurde unter anderem mit einer «Table Top»-Übung und thematischen Workshops gearbeitet, an denen verschiedene Teilaspekte der längerfristigen Ereignisbewältigung simuliert wurden. Hier waren insbesondere Stellen des Bundes, der Kantone und Stellen aus Deutschland und Frankreich beteiligt. Zu den behandelten Themen gehörten die Durchführung von Evakuierungen und die internationale Zusammenarbeit. Solche Formate erlauben es, Planungen weiterzuentwickeln und besser aufeinander abzustimmen.
Koordinierter Einsatz von Messequipen des Bundes, der Kantone und weiterer Stellen
Parallel dazu trainierte die Probenahme- und Messorganisation ihre Einsatzprozesse. Dabei wurden mobile Messsonden, Messequipen und Laborkapazitäten eingesetzt, um in einem durch das Übungsszenario definierten Gebiet ein genaues Bild der radiologischen Lage zu erhalten. Solche detaillierten Informationen sind in einem echten Fall notwendig, um Schutzmassnahmen für die Bevölkerung möglichst gezielt und an die jeweilige Situation angepasst anzuwenden. In der Messorganisation werden zivile und militärische Mittel des Bundes, der Kantone, von Forschungsinstitutionen und Kernanlagen unter der Führung der Nationalen Alarmzentrale koordiniert eingesetzt.
Erstes Fazit der Gesamtnotfallübung: Übungsziele erreicht
Gemäss einem ersten Fazit der Übungsleitung wurden die Übungsziele erreicht und das Funktionieren der prinzipiellen Notfallschutzprozesse nachgewiesen. Die detaillierten Resultate werden nun ausgewertet. Neue Erkenntnisse und Optimierungspotential werden in einem Schlussbericht dokumentiert.