Auch wenn es keine typischen Burnout-Berufe gibt: viele Führungskräfte kennen Stress-, Erschöpfungs- und vielleicht sogar Burnout-Symptome. Alle drei Zustände haben ihre Alarmzeichen und aus allen drei Zuständen gibt es Auswege – je später, desto teurer, belastender und schwieriger gestalten sich diese Auswege, sowohl aus persönlicher als auch aus wirtschaftlicher und unternehmerischer Sicht. Trotzdem: es ist nie zu früh, aber auch nie zu spät, auf Belastungen zu reagieren.
Anfang November 2023 erschien die aktuellste Gesundheitsbefragung der Schweizer Bevölkerung. Sie zeigte: Es ist eine Zunahme der psychischen Belastung zu verzeichnen. Der Anteil der mittel oder stark Betroffenen stieg in den fünf Jahren seit der letzten Befragung von 15 auf 18 Prozent. Das könnte auch einen Zusammenhang haben mit den Rekordzahlen rund um Absenzen. Im Jahr 2022 fehlten durchschnittliche Vollzeitmitarbeitende fast zwei Wochen krankheitsbedingt am Arbeitsplatz.
Gemäss Gesundheitsbefragung sind besonders junge Menschen von psychischen Belastungen betroffen. Doch auch wer ein Kleinstunternehmen führt ist prädestiniert für Stress, Erschöpfung oder sogar Burnout. Und das hat einschneidende Folgen – wirtschaftliche und persönliche. Für ein Unternehmen ist ein Ausfall von Führungskräften wirtschaftlich schwer zu verdauen. Für viele Betriebe bedeutet es das Aus. Und persönlich leiden nicht nur die Betroffenen selbst unter den psychischen und körperlichen Symptomen oder den damit verbundenen Einschränkungen, Verlusten oder schwierigen Wegen in neue oder zurück in bestehende Umgebungen. Auch das Umfeld der Betroffenen leidet mit.
Stress, Erschöpfung und Burnout sind eng miteinander verknüpft – es gibt aber auch Unterschiede, sowohl was die Symptome angeht als auch was die Auswege und Behandlungen betrifft.
Stress
Stress-Symptome können viele Ursachen haben. Stress im Job kann beispielsweise an Arbeitszeiten, häufigen Nachtschichten oder Überstunden liegen. Konflikte im Team verursachen Stress und belasten die Arbeitsatmosphäre. Aber auch das private Umfeld kann zu Stress-Symptomen führen, die sich im Arbeitsplatz manifestieren.
Ein Grossteil der Arbeitnehmenden fühlt sich gestresst, gemäss dem Job-Stress-Index 2022 sind es rund 30 Prozent der Schweizer:innen. Doch bereits durch ein paar kleine Tricks lassen sich Belastungen besser bewältigen und Stress reduzieren. Ein Grundpfeiler ist das eigene Zeitmanagement. Dazu gehört auch, weniger Kontrolle auszuüben und stattdessen Tätigkeiten komplett abzugeben, also loszulassen.
Eine optimistische Grundhaltung hilft ebenfalls dabei, sich von äusseren Faktoren weniger stressen zu lassen. Eine nachhaltig ausgeglichene Life-Domain-Balance und Zeit zum Geniessen und Entspannen, für Hobbies oder Sport sowie für Freunde und Familie sind wichtig für den Stressabbau.
Das gilt für Führungskräfte genauso wie für alle anderen Mitarbeitenden. Und: Auch als Führungskraft beginnt gute Führung bei sich selbst.
Fatigue: Erschöpfung und Überarbeitung
Bei Überlastung, zum Beispiel durch fordernde Arbeitszeiten, häufige Überstunden oder wachsende Aufgabenbereiche, zeigen sich oft Warnsignale. Besonders Führungskräfte sollten diese Anzeichen wahrnehmen und früh an sich und ihrem Arbeitsumfeld Änderungen vornehmen, um dauerhafte Überanstrengung zu vermeiden – denn diese kann schlimmstenfalls in einer Fatigue, einer Erschöpfungsdepression enden.
Von Führungskräften wird generell eine hohe persönliche Belastbarkeit verlangt. Zusätzlich zu den eigenen Tätigkeiten gilt es, eine Vorbildfunktion zu erfüllen und Führungsaufgaben zu übernehmen. Dadurch können Belastung und Stress zunehmend zu einem Problem werden. Hohe Erwartungen von aussen oder an sich selbst, ein grösseres Aufgabenfeld oder komplexe Arbeitsorganisationen können den Druck und die Arbeitsbelastung weiter erhöhen.
Das Gefühl, ausgebrannt zu sein, ist nur ein möglicher Hinweis von vielen auf eine belastende Arbeitssituation. Eine Reihe an psychischen und physischen Symptomen kann auf eine drohende psychische Erkrankung und zu hohen Leistungsdruck hinweisen: Müdigkeit, Erschöpfung, häufige Erkrankungen, Schweissausbrüche, Übelkeit, Konzentrationsschwäche, nachlassende Produktivität, Gereiztheit, Nervosität, Stimmungsschwankungen, Selbstzweifel, Pessimismus, Negativität, Unzufriedenheit, Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen, allgemeine Schmerzen in Muskeln, Gliedern und Gelenken oder mangelnde Motivation oder der übermässige Konsum von Alkohol, Zigaretten, Drogen oder ungesundem Essen.
Ob für sich selbst oder für die Mitarbeitenden: Führungskräfte sollten unbedingt auf Anzeichen von Überarbeitung achten und wenn nötig das Gespräch suchen und Offenheit signalisieren. Neben einem gesundheitsförderlichen Führungsstil ist es wichtig, Symptome frühzeitig zu erkennen und die Arbeitssituation zu verbessern. Es gibt verschiedene Methoden, mit denen gerade Führungspersonen neue Kraft schöpfen und für eine ausgewogene Life-Domain-Balance sorgen können. Und: stellen Sie sich einmal die sechs kritischen Fragen an Ihr Führungsverhalten.
Burnout
Der Begriff Burnout wird häufig synonym verwendet mit den Begriffen Erschöpfungsdepression oder Erschöpfungssyndrom. Es handelt sich beim Burnout-Syndrom um einen psychischen Erschöpfungszustand, der sich durch Energieverlust, zunehmend mentale Distanz zur Arbeit oder negative Gefühle in Bezug auf den Job zeigen kann – und zu einer reduzierten beruflichen Leistungsfähigkeit führt. Burnout-Symptome sind oft auf chronischen Stress im Job und Überarbeitung zurückzuführen. Betroffene haben über längere Zeit das Gefühl, ausgebrannt zu sein, und leiden an einer lähmenden Erschöpfung.
Die durchschnittliche Ausfallzeit bei einem Burnout lässt sich aufgrund der vielen individuellen Faktoren nicht einfach bestimmen – Experten sprechen von einer beruflichen Wiedereingliederung nach frühestens sechs Wochen bis zwei Monaten nach der Krankschreibung.
Vieles kann ein Anzeichen für ein Burnout-Syndrom oder eine psychische Belastung, Störung oder Erkrankung sein. Betroffene gehen häufig sowohl beruflich als auch privat auf Distanz zu ihren Mitmenschen. Sie können zudem unter körperlichen Beschwerden wie beispielsweise Schlafstörungen, Atembeschwerden oder Schwindelgefühlen leiden.
Ausserdem haben Burnout-Patienten oftmals den Eindruck, von Vorgesetzten nicht genügend Anerkennung zu erhalten, erheben Vorwürfe gegen sich selbst und gegen andere, und verbittern derart, dass dies neben beruflichen Problemen auch die Partnerschaft oder Familie belastet.
Es gibt einige gute Ansätze zur Prävention. Dazu gehören zum Beispiel moderne Arbeitszeitmodelle wie flexible Arbeitszeit, Jahresarbeitszeit oder Gleitzeiten. Eine ausgewogene Life-Domain-Balance für Führungskräfte gehört ebenso in den möglichen Fächer von Massnahmen.
Tragen Sie sich Sorge!
Ob Führungskraft oder nicht, ob wirtschaftliche oder persönliche Sorgen – tragen Sie sich Sorge. Reden Sie über Belastungen und über psychische Probleme.
Übrigens: Ein kurzer Selbsttest kann helfen, sich und sein Arbeitsumfeld einzuschätzen, die wesentlichen Verbesserungspunkte auszumachen und darauf zu reagieren. Das können sehr gut investierte fünf Minuten sein. Wir sprechen aus eigener Erfahrung.
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