Freitag, 20. September 2024
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Sommerzeit ist Open Air-Zeit, die Freude auf Live-Musik im Getümmel gross. Da wird schon nichts passieren? Mit diesen Tipps bleibt der Festival-Sommer mit Sicherheit in guter Erinnerung.

Jede Exkursion verdient eine gute Vorbereitung. Selbst wenn die Exkursion ein Open Air ist – auch dies kann tückisch sein. Expertinnen und Experten – vom Akustiker bis zum Festival-Profi – erzählen, wie man solche Grossanlässe am besten überlebt.

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1. Wann, wohin, mit wem?

Es gibt Festivals für jeden Geschmack und jedes Budget. Vergleichen Sie Daten, Line-Ups, Kosten, Anreise- und Übernachtungsmöglichkeiten und fragen Sie im Kollegenkreis oder auf Plattformen, wer Lust hat, mitzukommen. Zu zweit oder mehr macht der Besuch nicht nur mehr Spass. Man kann sich auch helfen und abwechseln beim Zelte Aufbauen, Schlange stehen vor den Ständen, zusammen grillen oder chillen. Und: in der Gruppe ist man auch sicherer – vorausgesetzt, man schaut zueinander.

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2. Pfeif nicht aufs Gehör!

An Open Airs wird der Sound satt aufgedreht – aber nur im Rahmen des Erlaubten. Seit Juni 2019 gelten erweiterte Auflagen des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Veranstalter von Konzerten, Open Airs und Festivals mit einer Lautstärke von über 93 dB (Dezibel) im Stundendurchschnitt sind verpflichtet, Gehörschutz gratis abzugeben. Meist sind dies günstige, grellfarbene Schaumstoffpfropfen. Sie dämmen stark und eignen sich durch ihre Charakteristik eher zu Gehörschutz bei Lärm in industrieller Umgebung (oder zum ungestört schlafen) als zum Musikgenuss. Mit den gelben Pfropfen hört man eine breiige, dumpfe Geräuschkulisse, aber immer noch besser als gar kein Gehörschutz.

Wer Musik liebt und gesundheitsbewusst ist, ersteht am besten einen Gehörschutz mit linearer Dämmcharakteristik was zu einem klangneutralem Verhalten führt. Dank seiner gleichmässigen Schalldämmung von SNR 16 dB (im Mittel) über alle Frequenzen verfälscht er die Musik nur wenig und bietet, bei korrekter Anwendung, genügend Schutz vor hohen Schallpegeln. Ausser natürlich direkt vor den Lautsprechern.

Statt aus Vollschaumstoff besteht der klangneutrale Pfropfen aus drei vorgeformten, konischen Gummi-Lamellen, die anhand des Stöpselgriffs problemlos ins Ohr gedrückt und herausgezogen werden können. Die Suva empfiehlt ihn nicht nur Konzertgängern, sondern auch Musikern. Für Kinder eignen sich spezielle Gehörschutzkapseln (bekannt als Pamir oder Peltor), die der Kinderkopfgrösse angepasst sind. Alle erwähnten Artikel sind auf der Plattform sapros.ch unter Gehörschutz für Konzertbesucher erhältlich.

Wie erkennt man, ob es zu laut ist? Eine Faustregel sagt: Wenn man sich mit jemandem, der einen Meter entfernt ist, nicht mehr normal unterhalten kann. Wenn man nach einem Konzert das Gefühl von «Watte in den Ohren hat oder verübergehend Pfeifgeräusche hört, sind das Anzeichen für eine Überlastung des Gehörs. Verschwinden diese Symptome nicht innert 24 Stunden, sollte man unbedingt einen Ohrenarzt aufsuchen! Weitere Informationen: Gehörschutzmittel für Musiker und Besucher von Musikveranstaltungen

3. Wertsachen (ver-)sichern

Für Portemonnaie, Handy, Selfiestick, Ladekabel, Sonnen- und Wetterschutz sowie Getränke und Snacks ist ein kleiner Rucksack, Turn-Stoffsack oder ein grosser Hüftbeutel ideal. Im Gedränge schnallt man sie einfach vor den Bauch, damit man alles im Blick hat. Zuhause sollte eine Sicherungskopie der wichtigsten Handy-Daten, Musik, Kontakte und Fotos erstellt werden, für den Fall, dass ein Mobiltelefon kaputtgeht oder abhandenkommt. Wer keine Diebstahl- oder Hausratsdeckung hat, kann für die Festival-Saison bei vielen Versicherern eine Police abschliessen, die je nach dem auch Schäden durch Naturereignisse miteinschliesst.

4. Sonne, Regen und Schlamm

An einem Open Air ist man dem Wetter ausgeliefert, solange man nicht unter einem Dach oder Zelt steht. Um weder einen Sonnenbrand noch eine Erkältung zu holen, hat man am besten eine zusammenfaltbare, leichte Jacke, Sonnencrème mit hohem Schutzfaktor und eine Kopfbedeckung dabei. Dazu im Zelt Ersatzkleider, am besten in Plastiksäcke verpackt. Übrigens: auch bei bewölktem Himmel kann die Haut sich röten. Anders gesagt: für UV-Schäden muss es nicht heiss sein. Mehr dazu im Suva-Flyer «Sonnenschutz: das Wichtigste in Kürze»  sowie die Seite «Sonne, Hitze, UV-Strahlen und Ozon».

Das einfachste Mittel, um abzukühlen, ist, in den Schatten zu stehen und viel zu trinken. Wenn das nicht geht – zum Beispiel in der Masse vor der Bühne – hilft ein Wassersprüher, wie man ihn für Zimmerpflanzen kennt, um Kopf und Haut zu netzen.

5. Bequem gehen und stehen

Das richtige Schuhwerk ist am Open Air entscheidend. Natürlich verlockt der Sommer zum Tragen von Badelatschen, Flipflops, Espadrilles oder Sandalen. Aber im Schweizer Sommer ist Regen praktisch unvermeidlich. Dann werden abgelaufene Grasstellen und Vertiefungen im Gelände zur Rutschpartie odr zu Schlammlöchern. Besser sind Turnschuhe oder leichte Trekkingschuhe, die Halt geben und gegen Verletzungen durch Scherben, Zeltheringe und ähnliches schützen. Wenn Schuhe durchnässt sind, hilft zerknülltes Zeitungspaper, sie zu entfeuchten. Auf Nummer sicher geht man mit Gummistiefeln. Für Manche stellt sich das richtige Open Air Feeling erst beim Waten durch den Matsch ein!

6. Clever essen und trinken

Auch beim Musikhören ist die körperliche Regeneration wichtig. Gegen den Durst helfen isotonische Durstlöscher übrigens besonders gut – ebenso gegen einen Kater! Besonders, wenn man lange in der Masse vor der Bühne hüpft, ist die Gefahr gross, ohne Getränk einen Schwächeanfall durch zu wenig Flüssigkeit zu erleiden – eine Flasche und zwei Energieriegel sollten eingepackt werden.

7. Hygiene und Parasiten

Eine Packung feuchte Erfrischungstücher, Desinfizier-Flüssigkeit sowie Papiertaschentücher und Toilettenpapier sollten neben Duschmittel und Zahnputzzeug mit ins Necessaire – für alle Fälle. Dazu TPflaster und Salbe für kleine Verletzungen. Da man draussen ist, empfiehlt sich auch ein Mückenspray. Wenn man zudem durchs hohe Gras lief oder unter Bäumen stand, sollte man sich nach Zecken absuchen und sie schnellstmöglich (mit einer spitzen Pinzette) entfernen. Der Kopf der Zecke darf nicht in der Bisswunde stecken bleiben. Weitere Informationen gibt’s in der Suva Zeckenbroschüre. Gegen andere «ungebetene Festivalbesucher» helfen im Notfall Signalpfeifen und Pfeffersprays. Letztere fallen zwar nicht unters Waffengesetz, jedoch unter das Chemikalienrecht und können deshalb nur von Personen über 18 Jahren gekauft werden.

8. My tent is my castle

Falls man übernachten will: das Zelt sollte leicht, gross genug, einfach zu montieren und natürlich wasserdicht sein. Man sollte es vor Ort auf einen ebenen oder leicht abfallenden Untergrund stellen, jedoch nie in eine Mulde, wo sich Regenwasser und Schlamm sammelt und auch nicht neben den Toi-Tois oder Gehwegen – Besucher könnten über die Spannseile stolpern. Profis positionieren den Zelteingang gegen Osten – weil Wind und Regen meist aus Westen kommen. Iso-Matte, Schlafsack und Taschenlampe (oder Handy-LED) verstehen sich von selbst. Per Bluetooth-Boombox sorgt man für einen eigenen Sound am Festival. Und mit Grill, Klappstühlen, Tisch und Zelt-Pavillon kann man sein Camp beliebig erweitern.

9. Information & Strom

Informieren Sie sich vor und während des Festivals, was wo läuft. Sagen Sie Kolleginnen und Kollegen, wo Sie hingehen, auch den Angehörigen zuhause. Behalten Sie das Handy auf Empfang, laden Sie es, wenn nötig, an einer öffentlichen Station oder mit einer mitgebrachten Powerbank. Ideal sind Solar-Ladegeräte. Sie kosten etwa 30 Franken, sind kaum grösser als ein Mobiltelefon und haben bis zu 10’000mAh Akku-Kapazität – genug, um zwei Handys zu laden, je nach Gerät sogar gleichzeitig. An grösseren Open-Airs stehen auch Ladestationen zur Verfügung. So stellt man sicher, dass man im Notfall telefonieren und Hilfe holen kann.

10. Unfallsicherheit und Solidarität

Unfallprävention beginnt bei sich selbst. Schauen Sie auf sich – aber auch auf die anderen. Kollabiert derNachbar fast vor Hitze? Ist jemand verletzt oder bestohlen worden? Helfen Sie und holen Sie Hilfe. Dazu sollte man immer wissen, wo der nächste Sanitätsposten und die Festivalleitung sind. Es versteht sich von selbst, dass vor der Bühne das stärkste Gedränge herrscht – wenn es unangenehm wird, gehen Sie weiter nach hinten. Bei Wolkenbruch sucht man am besten einen Unterstand, bis der Regen vorbei ist. Halten Sie sich zudem über Social Media auf dem Laufenden und beachten Sie die Durchsagen der Festivalorganisation. Wenn man keinen Wetterschutz findet, ist auch das Auto ein guter Fluchtort. Durch Einschalten der Warnblinkanlage signalisiert man Solidarität – nämlich, dass man noch freie Sitzplätze für andere Festivalbesucher hat. Nasse Autositze trocknen schnell – Open Air Erlebnisse bleiben in Erinnerung.

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