Freitag, 20. September 2024
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Wenn Ed Sheeran kommt, dann kommen sie alle. Die beiden Konzerte im Zürcher Letzigrund waren innert Kürze ausverkauft. Pro Abend werden rund 50’000 Besucher das Stadion füllen und den Klängen von Ed Sheeran und seiner Gitarre lauschen. Eine Herausforderung für die Betreiber, wenn es darum geht die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten.

Wir haben mit Peter Landolt, Stadionmanager vom Letzigrund, in einem Interview über die Herausforderungen gesprochen.

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Was bedeutet ein Grossanlass für die Gewährleistung der Sicherheit der anwesenden Personen?
Die grosse Herausforderung des Letzigrunds liegt in seiner Lage. Mitten in einem Quartier gelegen, kann man nicht einfach einen äusseren Sicherheitsring um das Stadion bauen, wie dies bei Stadien am Stadtrand möglich wäre. Weiter ist die Masse an Besuchern eine grosse Herausforderung. Rund 50’000 Personen innerhalb von zwei Stunden den Zugang zum Stadion zu gewähren und gleichzeitig engmaschige Kontrollen durchzuführen, ist eine der zu bewältigenden Hauptaufgaben.

Peter Landolt. Bild: zVg

Wie gross ist der Aufwand in Bezug auf die Sicherheit, verglichen mit anderen Künstlern und Bands, die in der Vergangenheit im Letzigrund aufgetreten sind?
Der Aufwand für das Ed Sheeran Konzert ist im Vergleich zu anderen Konzerten geringer. Die Künstler selbst stellen Anforderungen an die Sicherheit. So kann es vorkommen, dass der Act von Stalkern bedroht wird, was für diesen eine Bedrohung darstellt und sich in den Anforderungen an die Sicherheit niederschlägt. Neben den Anforderungen in Bezug auf die Sicherheit durch die auftretenden Künstler selbst, spielt aber auch das zu  erwartende Publikum eine entscheidende Rolle.

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Wie läuft die Vorbereitung für einen solchen Event ab?
Die Vorbereitungen beginnen zwischen sechs Monaten bis zu zwei Jahre vor dem eigentlichen Event. Im Fall von Ed Sheeran begannen die Gespräche zirca eineinhalb Jahre zuvor. Der Aufbau der Bühne und der gesamten zusätzlichen Infrastruktur beansprucht etwa sechs bis sieben Tage, die Durchführung im Fall von Ed Sheeran zwei Tage und der anschliessende Abbau wiederum drei Tage.

Zu wie vielen Zwischenfällen kommt es bei einem Anlass dieser Art im Schnitt?
Das ist stark abhängig vom Publikum und den äusseren Bedingungen. Junge Leute trinken tendenziell mehr so, dass sich Stolper-Unfälle häufen. Beim AC/DC-Konzert kam es zu einer Schlägerei im Infield und beim Toten Hosen Konzert mehrten sich die Schnittverletzungen. Aber auch das Wetter spielt eine entscheidende Rolle. Gerade im Sommer, wenn es sehr heiss ist, kommt es beispielsweise vermehrt zu Sonnenstichen. Auch Diebstähle sind ein Thema. Gerade wenn es dunkel wird, gibt es Personen, die sich ihr Portemonnaie durch den Griff in die Kasse des Cateringstandes, wieder auffüllen. Es gibt aber auch freudige Zwischenfälle, wie beispielsweise eine schwangere Frau, die vom Stadion direkt zur Entbindung ins Spital gefahren wurde. Für das Konzert von Ed Sheeran erwarten wir ein breites und eher gelassenes Publikum.

Wie viele Personen sind für ein Konzert dieser Grössenordnung im Einsatz?
Pro Veranstaltung sind über sämtliche Phasen gut 1’000 Personen im Einsatz. Davon entfallen zirca 350 bis 400 Personen auf das Sicherheitsdispositiv.

Ed Sheeran. Bild: Eva Rinaldi, wikimedia

Wie viele verschiedene Sicherheits-Firmen sind bei einem Konzert vor Ort?

Die Wahl der Dienstleister, und somit auch die Anzahl Firmen, ist abhängig vom Veranstalter. Wir vom Letzigrund empfehlen den Veranstaltern unsere Dienstleister zu wählen, da sich diese mit den Gegebenheiten vor Ort und den damit verbundenen Herausforderungen bestens auskennen. Zudem verfügen nicht alle Firmen über das Know-how und die Kapazitäten um die Zahl von 50’000 Besuchern zu bewältigen. Im Bereich Sanität ist das die Firma JDMT, bei der Sicherheit die Delta Security und stewards.ch. Im Aussenbereich kommt zudem die Polizei hinzu. Welche Firmen aber engagiert werden, ist immer Verhandlungssache mit den Veranstaltern. Feste Verträge mit den zuvor genannten Firmen existieren keine.

Private Sicherheitsdienstleister sind vielen bekannt. Eher neu sein dürfte vielen, dass auch im medizinischen Bereich private Dienstleister im Einsatz stehen. Wie lange setzen sie schon auf die Dienstleistungen privater Firmen?
Bereits vor gut zehn Jahren haben wir, damals noch im Hardturm, die Zusammenarbeit mit Andi Juchli von der Firma JDMT aufgenommen, welcher auch heute im Letzigrund noch unser Partner ist. Mit ihnen stehen uns Ärzte in der Ausbildung zur Verfügung, welche als Patrouillen vor Ort sind und mit ihren gut ausgestatteten Rucksäcken Leben retten können. Den Standard, den wir so bieten können, liegt über den Standard-Anforderungen an die Sanität.

Welche weiteren medizinischen Dienstleister sind sonst noch vor Ort?
Bei Konzerten sind für schwerwiegendere Notfälle immer zirca drei Krankenwagen vor Ort. Wichtig sind im Vorfeld auch die Absprachen mit den umliegenden Spitälern. So müssen diese wissen an welchem Datum eine Veranstaltung dieser Grössenordnung stattfindet und welche Zufahrtswege an diesem Tag zur Verfügung stehen.

Wie sind die Verantwortlichkeiten unter den medizinischen Dienstleistern aufgeteilt?
Auf dem Gelände des Letzigrunds ist primär die Firma JDMT zuständig. Sie übernehmen die Erstversorgung und übergeben Patienten in schwerwiegenderen Fällen an die Krankenwagen.

Verfügen Sie über einen Anforderungskatalog für einen privaten medizinischen Dienstleister?
Nein. Wir erarbeiten den Umfang der abzudeckenden Notfälle in Zusammenarbeit mit Andi Juchli. Anhand von konkreten möglichen Fällen wird mit ihm besprochen, was es vor Ort braucht, um diese zu behandeln. Das betrifft sowohl das Equipment, als auch die Personaldisposition.

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