Freitag, 20. September 2024
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Die Anzahl der Alleinarbeitenden bei der STRABAG AG ist überschaubar. Das Gefahrenpotenzial für diese Mitarbeitenden ist hingegen nicht unbeträchtlich. Es musste eine Lösung her.

STRABAG AG ist einer der grössten Baukonzerne in Europa und beschäftigt weltweit rund 75’000 Mitarbeitende. 700 davon arbeiten in der Schweiz an rund 20 Standorten. Zu den Tätigkeiten gehören der klassische Hochbau, der Tiefbau, der Ingenieurbau, der Spezialtiefbau, Verkehrswegebau und Holzbau. Zudem als Projektgeschäft der Tunnelbau. Weiter betreibt die STRABAG AG in der Schweiz auch Belags-, Kies- und Betonwerke.

Alleinarbeit mit Gefahrenpotenzial

Während auf Baustellen meistens mehrere Mitarbeitende beschäftigt sind, gibt es ganz besonders in Werkhöfen oder bei den Produktionsbetrieben auch Arbeitsplätze, wo manch einer alleine arbeitet. «Ein Beispiel sind die Werkstätten für Baumaschinen», sagt Daniel Schäublin, Direktionsbeauftragter für integriertes Qualitätsmanagement der STRABAG AG in der Schweiz und in dieser Funktion auch mit zuständig für Arbeitssicherheit. «Wir haben in Disentis einen Geschäftsstandort, wo solche Baumaschinen gewartet, repariert und unterhalten werden. Diese Werkstatt ist nicht besonders gross – das heisst, es ist ein einzelner Mitarbeiter, der dort alleine agiert, unter anderem Maschinen aufbockt und repariert. Wenn er dort ein Problem hat, dann ist das tatsächlich ein Problem.»

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Andere Beispiele sind Mitarbeitende im Pikettdienst bei der Wasserhaltung oder Mitarbeitende auf Lagerplätzen mit Turmdrehkränen, wo sie häufig alleine unterwegs sind und einzelne Elemente suchen, zusammenstellen und überprüfen. Oder Kiesgruben, wo Material abgebaut wird, was mit gewissen Risiken verbunden ist. Auch dort arbeiten Mitarbeitende häufig alleine. «Ein weiteres Beispiel sind Betonwerke, wo man bei guter Auslastung schon früh morgens beginnt und spät abends aufhört. Dann gibt es Stunden, in denen gewisse Mitarbeitende alleine arbeiten», sagt Daniel Schäublin.

Alarmierungsmöglichkeiten für Alleinarbeitende

Das Gefahrenpotenzial ist durchaus vorhanden. «Aber es muss nicht unbedingt ein Unfall sein», betont Schäublin. «Auch wenn jemand ein Kreislaufproblem hat, muss es eine Möglichkeit geben, einen Alarm abzusetzen.» Genau deshalb sagte er sich bereits im Jahr 2018, dass rund um die Alarmierungsmöglichkeiten für Alleinarbeitende etwas gemacht werden muss. Der ausschlaggebende Moment war, als er in einer Kiesgrube einmal genau beobachtete, welche Arbeiten der Mitarbeitende dort ganz allein ausführt.

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«Es gab zwar bis heute glücklicherweise kein Ereignis, wo eine solche Lösung für Alleinarbeitende entscheidend gewesen wäre», sagt Schäublin. «Aber ich habe in meiner Karriere – unter anderem während 15 Jahren im Tunnelbau – schon fast alles erlebt. Dadurch weiss ich auch, was es bedeutet, in den Produktionsbetrieben zu arbeiten. Da habe ich Respekt. Ganz besonders Mechaniker und Elektriker sind oft alleine unterwegs, das ist einfach eine Tatsache. Also sagte ich, halt, es gibt Vorschriften – und ich bin zwar Sicherheitsbeauftragter, aber nicht Verantwortlicher. Ich muss die Dinge erkennen und dann die Verantwortlichen an einen Tisch bringen und ihnen Lösungen vorschlagen.»

Der erste Versuch ging schief

Genau das tat er. Und deshalb wurden im Jahr 2018 Notfalluhren organisiert. Man erstellte ein Merkblatt, sensibilisierte die Alleinarbeitenden und versuchte ihnen zu erklären, dass ein Handy nicht ausreicht, weil es keinen Empfang haben könnte. «Für die Bedürfnisse der STRABAG AG kam eine Lösung mit Handy-App somit nicht in Frage. Somit viel die Wahl auf eine Notfalluhr», sagt Daniel Schäublin. «Manche fühlten sich durch die Notfalluhr jedoch überwacht und wir mussten erklären, dass dies keineswegs das Ziel war. Und irgendwann mussten wir Klartext reden und den Mitarbeitenden sagen, dass wir eine gesetzliche Verpflichtung haben, für ihre Sicherheit zu sorgen und dass sie die Verpflichtung haben, das umzusetzen.»

Die STRABAG AG beschaffte die Uhren und verteilte sie. «Aber die Dinger funktionierten nicht», sagt Schäublin. «Irgendwo in einer Kiesgrube hatten sie genauso wenig Empfang wie ein Handy.» Man liess die Hersteller der Notrufuhr kommen, die Softwareentwickler nahmen sich dem Problem an, man versuchte, Antennen anders auszurichten – aber der Erfolg blieb aus.

Der zweite Versuch: TWIG Personen Notsignal Anlage

Daniel Schäublin trug das Thema eine Weile lang mit sich herum, ohne dass eine vernünftige Lösung in Sicht war. Ende 2022 kam er zufällig mit der Lifetec AG ins Gespräch und das Unternehmen empfahl TWIG – eine PNA (Personen Notsignal Anlage), die eine bessere Abdeckung haben könnte.

«Daniel Bollier und Marcel Sethe von Lifetec sagten, TWIG kann alles», erzählt Schäublin. «Das wollte ich sehen. Wir fuhren überall hin, wo die Notfalluhr nicht funktionierte, quer durch die Schweiz, nach Sedrun, Hohentannen, Dulliken und in ein Belagswerk, wo viele Stahlkonstruktionen zu Fehlsignalen führen. TWIG konnte überall einen Alarm absetzen. Damit konnten wir endlich technisch zuverlässig unsere gesetzlichen Verpflichtungen erfüllen.»

Inzwischen hat die STRABAG AG zehn solche Geräte bei der Lifetec AG gemietet. «Sie sind standortgebunden zugeordnet», erzählt Schäublin, «und entsprechend den Standorten ist auch die jeweilige Alarmorganisation hinterlegt.»

Die Herausforderungen der Lösung

Auch mit der Notrufuhr gab es einen hinterlegten Ablauf der Alarmierung. Man drückte einen Knopf und der Alarm ging an zwei hinterlegte Telefonnummern. Nahm die erste Person nicht ab, wurde die zweite angerufen – und nahm auch dieses nicht ab, ging der Alarm an die Alarmzentrale. Das Problem jedoch war, wenn eine Combox antwortete, hiess das für das System, dass der Anruf entgegengenommen wurde. Und dann passierte nichts mehr weiter.

«So ging das natürlich nicht», sagt Daniel Schäublin. «Zusammen mit Lifetec AG kehrten wir den ganzen Ablauf um. Lifetec AG hat einen Vertrag mit einer Alarmzentrale. Die kennen unsere Notfallkonzepte und Ablaufpläne, die wir zu jedem Standort und Gerät hinterlegt haben. Der Alarm geht zuerst zur Zentrale und diese versucht, die hinterlegten Personen zu erreichen oder bietet ansonsten die Einsatzkräfte auf. Das mag zwar banal klingen, muss man aber richtig organisieren.»

Die TWIG-PNA haben Sensoren, die beispielsweise erkennen, wenn jemand fällt. Man kann diese Sensoren entsprechend den eigenen Bedürfnissen einstellen. Daniel Schäublin war skeptisch, was «Totmanneinrichtungen» angeht und wollte Fehlalarme vermeiden. Marcel Sethe von der Lifetec AG beruhigte ihn aber und sagte, es gäbe praktisch keine Fehlalarme. Und die Mitarbeitenden haben die Geräte auch nicht immer eingeschaltet – nur wenn sie tatsächlich alleine arbeiten, dann müssen sie die Geräte in aktivem Zustand dabeihaben.

Sensibilisierung bleibt ein Thema

Unter den Mitarbeitenden sind die Geräte nun bei Alleinarbeit im Einsatz. Für regelmässige Funktionstests werden die entsprechenden Mitarbeitenden jeweils monatlich aufgefordert. «Das eine ist, eine Technologie zu haben, die funktioniert», sagt Schäublin. «Eine ganz andere Sache ist es, die eigenen Mitarbeitenden so weit zu bringen, dass sie den Mehrwert erkennen. Diese Hürde erscheint klein, ist aber grösser als man meint. Umso wichtiger ist es, das immer wieder zu thematisieren und die vorgesehenen Tests zu machen. Ich bin froh, wenn wir die Technologie nie brauchen, aber falls wir sie brauchen, muss sie einfach funktionieren!»

Die Zusammenarbeit mit der Lifetec AG und die Anschaffung der TWIG-Personen-Notsignal-Anlage ist nur ein Puzzleteil von vielen unterschiedlichen Engagements im Bereich Arbeitssicherheit. «Ich bin der Meinung, wir sind nun auf einem ansprechenden Niveau. Gut aufgestellt, nahe an den Leuten und machen sehr viel», sagt Daniel Schäublin. Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz bleibt jedoch ein Dauerthema. Es braucht weiterhin viel Engagement und Sensibilisierung!»

In Zusammenarbeit mit Lifetec AG 

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Chefredaktor safety-security.ch / CEO bentomedia GmbH / Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Betriebssanität SVBS / SFJ-Award für Qualitäts-Fachjournalismus

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