Bedrohungsmanagement zielt auf die Prävention von schwerer Gewalt ab, wie beispielsweise Amokläufe. Am UniversitätsSpital Zürich (USZ) wurde hierzu ein Gremium von Spezialisten geschaffen, das bei ersten Warnsignalen für schwere Gewalttaten deeskalierend eingreifen soll. Ende Februar konnte das USZ als erstes Unternehmen in Europa sein Bedrohungsmanagement zertifizieren lassen.
Seit der Einführung des Bedrohungsmanagements am USZ im Jahr 2014 haben sich gemäss Claudio Leitgeb, Bereichsleiter Sicherheit und Umwelt, rund 60 Fälle ereignet, in denen das Bedrohungsmanagement-Team aktiv wurde. Bei den meisten Fällen handelte es sich um leichtere verbale Übergriffe, die geklärt werden mussten, es gab aber auch schwerere Fälle von Todesdrohungen, Suizidankündigungen oder Stalking. In einem grossen Betrieb wie dem USZ mit über 8000 Mitarbeitenden und einer hohen Patienten- bzw. Besucherfrequenz sowie einem sehr emotionalen Umfeld besteht ein erhöhtes Risiko für Bedrohungen. Beispielsweise kann es Angehörigen schwerfallen, den Tod eines Patienten zu verarbeiten – sie suchen nach Schuldigen und sprechen Drohungen aus.
Interdisziplinäres Team
Das Bedrohungsmanagement des USZ hat zum Ziel, bedrohliches Verhalten gegenüber den Mitarbeitenden frühzeitig zu stoppen und so eine Eskalation zu verhindern. Claudio Leitgeb: «Gewalttaten geschehen selten aus heiterem Himmel. Gerade schwere Fälle kündigen sich oft durch eine lange Vorgeschichte an und der Täter spricht meistens bereits im Vorfeld entsprechende Drohungen aus oder verhält sich auffällig.» Das Bedrohungsmanagement-Team ist rund um die Uhr über die Alarmzentrale des USZ Sicherheitsdienstes einberufbar. Dabei handelt es sich um eine interdisziplinäre Gruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Bereichen Sicherheits- und Rechtsdienst, Pflege, Psychiatrie und Human Ressources Management. Wenn Mitarbeitende am USZ melden, dass sie sich bedroht fühlen, tritt die Gruppe zusammen und leitet umgehend die notwendigen Massnahmen ein.
USZ erstes Unternehmen mit Zertifizierung
Der Europäische Fachverband für Bedrohungsmanager (Association of European Threat Assessment Professionals AETAP, www.aetap.eu) ist der europäische Zusammenschluss von Bedrohungsmanagement-Fachpersonen. Weltweit sind es vier Verbände, die Fachpersonen, Institutionen und Unternehmen zertifizieren. Die europäischen Qualitätsstandards wurden in Abstimmung mit dem kanadischen, dem US‐amerikanischen und dem asiatisch/australischen Verband ausgearbeitet und sind auf internationaler Ebene anerkannt. Dem USZ ist es gelungen, als erstes Unternehmen europaweit die hohen Anforderungen für eine Zertifizierung des Bedrohungsmanagements zu erfüllen. Dazu gehören insbesondere – nebst einer lückenlosen Dokumentation der Abläufe – die Organisation eines jederzeit einsatzbereiten Bedrohungsmanagement-Teams mit internem und externem Netzwerk (bspw. zur Polizei) sowie ein Fallmanagement mit Bedrohungsanalyse. Andrea Wechlin, Vorstandsmitglied des AETAP, betonte bei der Übergabe des Zertifikats, dass innerhalb von Europa die Schweiz im Bereich Bedrohungsmanagement am fortschrittlichsten sei. Das USZ sei dabei im Gesundheitswesen führend und deshalb durch die Zertifizierung auch mit dem Label ausgezeichnet worden, nach den weltweit gültigen Qualitätsstandards das Bedrohungsmanagement zu handhaben.