Freitag, 20. September 2024
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Es ist wieder Grillsaison! Grillieren mit Gas hat viele Vorteile: man ist wetterunabhängig, macht sich nicht schmutzig, kann sofort beginnen und die Temperatur regulieren. Eine sichere Sache? Ja, aber nur, wenn ein Gasgrill richtig installiert, gewartet und bedient wird. Die Suva gibt Tipps.

(Aktualisiert am 8. Juni 2020)

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Jedes Jahr geschehen in der Schweiz rund 400 Unfälle beim Grillieren zu Hause und 500 Unfälle beim Feuern auswärts. Die 900 Grillunfälle kosten die Versicherer jährlich rund drei Millionen Franken. Drei Viertel der Verunfallten sind Männer. Verbrennungen, Insekten- und Zeckenstiche sowie oberflächliche Wunden sind die häufigsten Verletzungsarten. Mit ein paar wenigen Sicherheitsvorkehrungen verringert sich die Verletzungsgefahr.

Am Anfang war das Feuer

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Offensichtlich reizt das Feuern mehr den männlichen Teil unserer Gesellschaft. Lediglich 24 Prozent der 900 Verunfallten beim Grillieren sind Frauen. Weiter zeigt die Statistik: Es sind vor allem jüngere Männer, die sich beim Umgang mit Feuer im Freien verletzen. Die über 40-Jährigen verletzen sich hingegen eher beim Grillieren zu Hause. Die meisten Grillunfälle passieren zwischen April und September.

Hände weg vom Feuer

Wen wunderts: Bei den Verletzungsarten stehen statistisch die Verbrennungen an erster Stelle. Ungefähr 60 Prozent machen die Verbrennungen beim Grillieren zuhause aus. Dabei sind die Hände am meisten betroffen, danach folgen Verbrennungen am Kopf, an den Armen und Beinen. Die unsachgemässe Handhabung eines Grills stellt ein besonders hohes Verletzungsrisiko dar. Um Verletzungen zu verhindern, positioniert man den Grill am besten auf einem stabilen, feuerfesten Untergrund. Der Grill muss mindestens ein Meter Abstand von brennbaren Materialien haben (z. B. Gartenmöbel, Kissen, Plastikteller, Balkongeländer etc.). Der Grillplatz sollte sich im Freien oder auf dem Balkon befinden. Silvan Aschwanden, Experte für Sicherheit bei der Suva empfiehlt: «Ein Grill sollte an einer windgeschützten Stelle platziert werden, damit der Rauch gefahrlos abziehen kann». Niemals sollte man in wenig belüfteten oder gar geschlossenen Räumen grillieren! Kinder und Tiere in Grillnähe müssen stets beaufsichtigt werden. Beim Einsatz eines Gasgrills besteht die grösste Verletzungsgefahr durch Gasaustritt beim Flaschenwechsel und durch defekte oder falsche Schläuche, die nicht an Schweizer Gasflaschen passen. Beim Kohlegrill steht die unsachgemässe Verwendung von flüssigen Anzündhilfen im Vordergrund. Am besten werden Anzündwürfel eingesetzt, empfiehlt Aschwanden. Wer grilliert, ist für die Sicherheit aller Anwesenden verantwortlich und bleibt beim Grill, bzw. übergibt die «Grillwache» an einen anderen Erwachsenen.

Insekten und Zecken sorgen für feurige Momente

Beim Feuern auswärts verbrennen sich die Verunfallten ungefähr gleich viel, wie sie unverhofft durch Zecken oder Insekten gestochen werden oder sich anderweitig oberflächlich verletzen. Es lohnt sich deshalb, möglichst körperbedeckende Kleidung und geschlossenes Schuhwerk zu tragen. Damit die kleinen unerwünschten Tierchen fernbelieben, empfiehlt sich die Anwendung von Insektenspray vor dem Ausflug zum «Bräteln». Um Schnittwunden zu verhindern, werden Messer und andere gefährliche Grillwerkzeuge am besten separat und stichgeschützt mitgeführt.

Die schönsten Momente nicht verfeuern

Damit gemütliche Grillabende in schönster Erinnerung bleiben, gehört zum «Feuer machen» auch das «Feuer löschen». Sei es nun beim Feuern im Freien oder zuhause, mit Holz, Kohle oder Gas: Am Schluss muss die Feuerquelle sorgfältig gelöscht bzw. ausgemacht werden. Bei einem Gasgrill gilt es zu überprüfen, ob die Gaszufuhr komplett zugedreht ist und beim Feuern im Freien die glühende Kohle, respektive das verbrannte Holz bis auf das letzte Stück erkaltet ist. Die Gasflasche beim Gasgrill sollte zudem immer aufrecht und draussen gelagert werden. Gasflaschen niemals in unbelüfteten Räumen oder im Keller aufbewahren, damit unbemerkt austretendes Gas sich nicht ansammeln und gegebenenfalls entzünden kann.

Einige Tipps der Suva rund um den Gasgrill:

Den Grill richtig vorbereiten

  • Der Grillplatz sollte sich im Freien oder auf einem Balkon befinden. Möglichst vor Wind geschützt aber so, dass der Rauch gefahrlos abziehen kann. Niemals in wenig belüfteten oder gar geschlossenen Räumen grillieren! Neben einem stabilen, feuerfesten Standboden braucht es rund um den Grill mindestens 1 Meter Abstand von brennbaren Materialien wie Gartenmöbel, Kissen, Plastikteller oder Balkongeländer.
  • Platzieren Sie die Gasflasche für den Einsatz so, dass Sie sie im Notfall sofort zudrehen können, am besten neben dem Grill. Die Flasche ist beim Gebrauch schneller zugedreht, wenn Sie sie nicht voll, sondern nur wenig öffnen. Beachten Sie die Papierrondelle mit den Sicherheitsanweisungen am Flaschenhals.
  • Nicht nur das Grillgut will vorbereitet sein, auch das richtige Grillbesteck, hitzebeständige Handschuhe und ein griffbereiter Feuerlöscher oder eine Löschdecke gehören dazu. Ein Küchenhandtuch – als Handschuhersatz – hat am Gasgrill nichts verloren: es ist leicht entzündlich und schützt kaum vor Hitze. Ein Topflappen ist da schon besser geeignet, aber damit kann man weniger gut greifen.
  • Kinder und Tiere in Grillnähe stets beaufsichtigen. Wer grilliert, ist für die Sicherheit aller Anwesenden verantwortlich und bleibt beim Grill, oder übergibt die «Grillwache» an einen anderen Erwachsenen.

Ist die Gasflasche richtig angeschlossen?

  • Zum Auswechseln und Anschliessen drehen Sie das Hauptventil der alten und der neuen Gasflasche zu. Nehmen Sie den Druckregler der alten Flasche mit einem Schraubenschlüssel ab und montieren Sie den Regler auf die neue Flasche (Ventildichtung kontrollieren, mit Gefühl anziehen).
    Da in Deutschland andere Anschlüsse verwendet werden, dürfen auf keinen Fall deutsche Gasflaschen mit Schweizer Druckreglern oder Deutsche Druckregler mit Schweizer Gasflaschen verwendet werden – es herrscht akute Explosionsgefahr!
  • Lagern Sie Gasflaschen zwischen den Einsätzen immer aufrecht und möglichst draussen: im Grillwagen auf dem Balkon oder an einem abgedeckten, gut gelüfteten Ort. Niemals im Keller aufbewahren!
    Weil Gas schwerer ist als Luft, sammelt es sich an der tiefsten Stelle des Raums. Bei Gasgeruch sofort den Flaschenhahn schliessen, keine Zündquellen betätigen (Explosionsgefahr durch elektrische Schalter!), nicht Rauchen, die Gasflasche ins Freie bringen und den Bereich gut lüften.
  • Machen Sie eine Dichtigkeitsprüfung: träufeln Sie mit einem Schwamm, Lappen oder Pinsel Seifen- oder Spülmittelwasser (bzw. Lecksuchspray) über den Anschluss des Druckreglers. Bilden sich Blasen, ist der Anschluss undicht und muss angezogen oder ausgetauscht werden.

Ist die Gaszufuhr dicht?

  • Der Druckregler (Druckreduzierventil) sorgt dafür, dass der Druck der Gasflasche nicht direkt auf den Grill übergeht. Dabei handelt es sich wie beim Schlauch um ein Verschleissprodukt. Sobald die Flammen schlecht regelbar werden oder es zu unregelmässigen, höheren Flammen kommt, muss der Druckregler ersetzt werden (spätestens nach zehn Jahren), denn nicht funktionstüchtiger Regler ist brandgefährlich.
  • Besonders ein undichter oder brüchiger Gasschlauch ist eine grosse Gefahr. Solche Schläuche sind sofort zu ersetzen, in jedem Fall aber nach zehn Jahren.
  • Wenn Sie den typisch fauligen Gasgeruch oder ein Zischen wahrnehmen, liegt definitiv ein Leck im System vor. Sofort das Ventil der Gasflasche zudrehen und striktes Rauchverbot einhalten. Kontrollieren Sie die Dichtigkeit aller gasführenden Bauteile mit Seifenwasser oder einem Lecksuchspray. Ersetzen Sie gegebenenfalls den Schlauch, den Druckregler oder die Dichtung und ziehen Sie die Anschlüsse fest, bis beim erneuten Test keine Blasen mehr entstehen. Niemals mit dem Feuerzeug nach einem Gasleck suchen!

Habe ich den Grillvorgang im Griff?

  • Nehmen Sie den Grill erst in Betrieb, wenn Sie ein Gasleck zweifelsfrei ausschliessen können. Überzeugen Sie sich, ob der Grill auch sonst in Ordnung und sauber ist. Kleinere Fettrückstände sind kein Problem. Die Fettfangschale hingegen sollte immer wieder gereinigt werden. Alte Rückstände können zusammen mit herabtropfendem, heissem Fett einen sogenannten «Fettbrand» auslösen.
  • Beim Anzünden muss der Deckel des Gasgrills immer geöffnet sein. Entfachen Sie den Grill entweder mit der eingebauten, elektronischen Zündung oder verwenden Sie ein Stab- oder Grillfeuerzeug mit langem Hals aus Metall. Mit Zündhölzern und ungeschützten Händen ist die Verbrennungsgefahr zu gross.
  • Um Unfälle zu vermeiden, sollte man sich beim Anzünden nicht über die Grillfläche beugen. Wenn der Gasgrill nicht innerhalb von zehn Sekunden zündet: Gasventil zudrehen und einige Minuten bei offenem Deckel warten. Erst dann einen neuen Zündversuch unternehmen.

Was tun bei Fett- oder Gasbrand?

  • Fettbrand: Drehen Sie im Brandfall wenn möglich (mit feuerfesten Grillhandschuhen!) das Gas ab und setzen Sie eine Löschdecke bzw. einen Feuerlöscher der Klassen B oder F ein. Versuchen Sie auf keinen Fall, einen Fettbrand mit Wasser zu löschen! Der explodierende Dampf (ein Gasgrill wird bis zu 800 Grad heiss) verursacht durch das Mitreissen tausender brennender Fetttröpfchen verheerende Schäden.
  • Gasbrand: Eine Gasflasche, die grosser Hitze oder einem Brand ausgesetzt ist, kann bersten und im grösseren Umkreis Zerstörung bewirken – durch eine Druckwelle, herumfliegende Behälterteile und durch einen brennbaren, toxischen oder korrosiven Flascheninhalt. Wenn möglich Ventil der Gasflasche schliessen und diese aus dem Gefahrenbereich entfernen. Erwärmte oder heisse Flaschen, die nicht entfernt werden können, aus sicherer Deckung mit reichlich Wasser kühlen, am besten mit dem Gartenschlauch. Brennendes Gas nur dann löschen, wenn die Flammen zu einer gefährlichen Situation führen können.
  • Bei einem schweren Feuerunfall und Verbrennungen unverzüglich die Sanität (Tel. 144) und die Feuerwehr (118) alarmieren. Falls Menschen von einem Brand bzw. einer Explosion betroffen sind, in Sicherheit bringen, nach der Samariter-Methode betreuen und versehrte Körperteile anhaltend mit kaltem Wasser übergiessen oder eintauchen. Wundflächen steril abdecken und Brandopfer überwachen, bis die Rettungskräfte eintreffen.

Weitere Sicherheitstipps zum Thema «gefahrlos grillen» sind bei der BfB – Beratungsstelle für Brandverhütung – erhältlich.

Weitere Hinweise zur Verwendung von Flüssiggas in Fahrzeugen und Schiffen, für kommerzielles Grillieren an Veranstaltungen und zur fachmännischen Kontrolle von Gasgrills finden sie unter www.arbeitskreis-lpg.ch/gaskontrolle.

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