Donnerstag, 21. November 2024
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Die kantonalen Strassenverkehrsämter wollen den obligatorischen Nothelferkurs abschaffen. Sie argumentieren damit, dass der Nothelferkurs nicht mehr zeitgemäss sei.

Rettungskräfte könnten heute mit dem Mobiltelefon alarmiert werden. Künftig solle mehr Gewicht auf die praktische Fahrausbildung gelegt werden. Wir fragten Andreas Juchli, Geschäftsführer der JDMT Medical Services AG, was er davon hält.

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Andreas Juchli, können Sie die Absicht der kantonalen Strassenverkehrsämter nachvollziehen?

Nachvollziehbar ist, dass die verbreitete Alarmierung über das Handy, das häufig sehr rasche Eintreffen der Rettungsmittel und die allgemein deutlich reduzierten Zahlen an Verletzten und Toten im Strassenverkehr heute eine andere Situation bedeuten als vor zwanzig oder mehr Jahren. Jedoch wären Nothelfer-Ausbildungen in Zusammenhang mit dem Autofahren erst dann nicht mehr nötig, wenn allgemein eine Grundausbildung in Erster Hilfe bestünde. Dies ist aber häufig nicht der Fall. Zumeist ist die Nothelfer-Ausbildung die einzige Erste Hilfe-Ausbildung eines Menschen.

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Wie stehen Sie zum Argument, dass der Kurs nicht mehr zeitgemäss sei?

Die Erste Hilfe ist eine sehr wichtige und auch sehr aktuelle Angelegenheit. Allerdings haben wir dabei vor allem die Herznotfälle oder das Verschlucken mit möglichem Ersticken vor Augen, wo weit mehr Leben durch Nicht-Profis gerettet werden könnten als dies im Strassenverkehr möglich ist.

Die Strassenverkehrsämter argumentieren auch damit, dass mit dem Handy die Rettungskräfte alarmiert werden können. Diese brauchen jedoch im Schnitt rund 10 bis 15 Minuten zu einer Unfallstelle. Diese Zeit muss doch bestmöglich überbrückt werden?

Ja, diese Zeit muss überbrückt werden. Bei Verletzten im Strassenverkehr geht es vor allem um die Absicherung und um allgemeine Betreuungsleistungen. Mögliche Hilfsmassnahmen sind Halsschienengriff und gegebenenfalls einfache Wundversorgung. Es stimmt aber natürlich schon, dass AED-Einsatz und Thoraxkompressionen nicht wirklich Massnahmen sind, die bei Strassenunfällen zur Anwendung gelangen.

Was könnten Sie sich als bessere Alternative zum jetzigen Nothelferkurs vorstellen?

Ich denke, das Abschaffen der Nothelferkurse könnte gar eine Chance bedeuten, wenn die Erste Hilfe-Ausbildung auf ganz neue Füsse gestellt würde. Alle Schulkinder müssten – wie von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlen – an der Schule wiederholt in Erster Hilfe ausgebildet werden. Der Fokus in dieser Ausbildung ist auf Herz-/Kreislaufstillstand und Atemwegsverlegung (Heimlich-Manöver) zu legen. Später könnte dann die Hilfeleistung bei Verletzungen ergänzt werden, zum Beispiel in der Pfadi oder im Militär. Der Vorteil dieses Vorgehens: Die Auszubildenden würden geprägt, dass Erste Hilfe in erster Linie bedeutet, den plötzlichen Herztod abzuwenden – und nicht mehr wie heute Seitenlage, Druckverband und Einsatz des Dreiecktuchs.

 

 

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Chefredaktor safety-security.ch / CEO bentomedia GmbH / Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Betriebssanität SVBS / SFJ-Award für Qualitäts-Fachjournalismus

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