So kompliziert die Zielkonflikte rund um den Fluchtweg auch sein können, so konsequent muss sich eine Fluchtwegsicherung seinen Einsatzbedingungen anpassen. Tut sie das nicht, steht irgendjemand vor offenen oder verschlossenen Türen, der eigentlich vor verschlossenen oder offenen Türen stehen sollte.
Sicherheitsbeauftragte, Planer, Architekten, Errichter, Händler, Facility Manager, Feuerwehren, Polizei und Bauaufsicht – sie alle beissen sich rund um Fluchtwege gelegentlich die Zähne aus. Denn Türen in Flucht- und Rettungswegen müssen teilweise gegensätzliche Anforderungen erfüllen und sind deshalb sicherheitstechnisch eine enorme Herausforderung.
Die vorgeschriebene leichte Öffnung einer Tür von innen, ohne fremde Hilfsmittel, ist leicht realisierbar. Doch gleichzeitig fordern Versicherer, Polizei und Betreiber auch den sicheren Verschluss gegen Missbrauch und Einbruch. Für den Feuerwehrmann ist ein einfacher Zutritt ins Gebäude wiederum unverhandelbar, schliesslich geht es im Ernstfall um Sekunden. Wie kann eine Türe gleichzeitig Leben retten und schützen sowie Werte und Eigentum bewahren?
Panikschlösser haben zwar eine automatische Selbstverriegelung und können die Anforderungen an Fluchtwege und Einbruchschutz erfüllen. Allerdings bieten sie keine zusätzliche Sicherung gegen eine missbräuchliche Nutzung. Das heisst, in einem Detailhandelsgeschäft wäre ein Diebstahl über einen schlecht einsehbaren Notausgang ein leichtes Spiel.
Wünschenswert wäre also ein Fluchtwegsicherungssystem, das alle diese Anforderungen und Vorschriften erfüllt. Es sollte ein möglichst modulares Baukastensystem sein, mit einer einheitlichen Hardware und einer möglichst einfachen Verkabelung, damit die Montage und Inbetriebnahme einfach ist. Neu benötigte und nicht mehr nötige Funktionen sollten möglichst ohne bauliche Eingriffe, sondern durch ein Lizenzmodell flexibel anpassbar sein. Das macht die Nutzung nachhaltiger und wirtschaftlicher: man bezahlt nur für Funktionen, die man tatsächlich braucht.
Dass sich diese benötigten Funktionen je nach Anwendungsbereich stark unterscheiden können, zeigen die folgenden Beispiele.
Beispiel Detailhandel
Nehmen wir ein normales, eher kleineres Geschäft. Hier soll eine Tür eines schwer einsehbaren Hinterausgangs mit geringer Begehungsfrequenz mit einem Fluchtwegsicherungssystem ausgestattet werden. Es soll im Notfall schnell und sicher funktionieren und dennoch gegen Missbrauch schützen. Im Notfall können Flüchtende eine Not-Taste am Terminal drücken und dadurch die Fluchttür freischalten. Es wird ein Alarm ausgelöst, sodass der Betreiber bei jeder Nutzung des Notausgangs sofort reagieren kann – also auch, wenn ein Dieb den Fluchtweg zum Entkommen nützen will.
Beispiel Kindergarten
In einem Kindergarten soll die Eingangstür mit hoher Begehfrequenz mit einer Fluchtwegsicherung ausgestattet werden. Das System soll über eine Zeitsteuerung verfügen, so dass die Tür nur zu bestimmten und definierten Zeiten frei begehbar ist – zum Beispiel dann, wenn die Eltern ihre Kinder bringen oder abholen. Das verhindert, dass jedermann unkontrolliert reinspazieren kann und dass Schutzbefohlene sich unbeaufsichtigt aus dem sicheren Bereich bewegen können. Natürlich kommt in Notfällen jedes Kind ungehindert raus. Hier hilft eine Funktion, die den LED-Sensortaster auf der Aussenseite nur während der Bring- und Abholzeiten aktiviert. Zu diesen Zeiten ist eine berührungslose, automatische Türöffnung möglich. Die Zeitsteuerung erfolgt extern oder durch eine integrierte Echtzeituhr.
Beispiel Flughafen
In einem Flughafengebäude sollen vier Türen in einem gesicherten Flughafenbereich mit einem Fluchtwegsicherungssystem versehen werden. In solchen Bereichen sind bei einer Flucht häufig mehrere Türen zu passieren. Jede Tür soll im Ernstfall individuell bedienbar sein. Trotzdem soll das System einfach und wirtschaftlich bleiben. Genau deshalb sollen nicht vier Standard-Einzelsysteme, sondern eine Mehrtürensteuerung genutzt werden. Eine einzige Zentrale steuert dann die für jede Tür individuell einstellbaren Funktionen. Das spart Komponenten und Zeit bei der Einrichtung. Natürlich sollen auch alle vier Türen miteinander vernetzt werden können.
Beispiel Operationssaal
Im Zugangsbereich zu einem Operationssaal verhindert eine Schleuse mit eigener Luftabsaugung, dass kontaminierte Luft aus einer Zone in die andere gelangt. Die zwei Türen einer solchen Schleuse benötigen nicht nur eine Fluchtwegsicherung, sondern müssen auch unbedingt zeitverzögert geöffnet und geschlossen werden, damit die Luft im Schleusenbereich zuverlässig dekontaminiert werden kann. Im Ruhezustand sind also beide Türen geschlossen und gesichert. Die erste Schleusentür lässt sich über einen berührungslosen Sensortaster öffnen. Mittels Kartenleser kann alternativ sogar eine Zutrittskontrolle erfolgen, damit nur befugtes Personal eintreten kann. Wird die Schleuse betreten, wird die Zeitverzögerung aktiv. Erst nach Schliessung der ersten Tür und Ablauf eines definierten Zeitraums wird die zweite Tür freigegeben. Im Alltag kann der Operationssaal in Richtung Schleuse durch einen berührungslosen Taster verlassen werden, wenn die zweite Tür geschlossen und gesichert ist. Im Notfall gibt das System beide Türen gleichzeitig frei, so dass eine ungehinderte Flucht möglich ist.
Moderne Technologie macht es möglich
Wer sich und seine Anforderungen in diesen Beispielen wiedererkennt, sollte den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern sich auf dem Markt nach entsprechenden Technologien umschauen. Die gibt es. In unseren Beispielen haben wir uns nämlich nicht an Utopien, sondern an tatsächlichen Anwendungen der Lösung SafeRoute von dormakaba orientiert.
In Zusammenarbeit mit dormakaba Schweiz AG.