Freitag, 20. September 2024
Anzeige

Ueli Bärtschi ist Leiter Betriebssanität und Sicherheitsbeauftragter (SiBe) der Centralschweizerische Kraftwerke AG. Aktuell sitzt er im Home Office. Wir sprachen mit ihm darüber, wie er seine Rolle aktuell wahrnehmen kann und worauf er besonders achtet.

Manch einer und eine von uns arbeitet derzeit im Home Office. Auch Ueli Bärtschi, Fachspezialist Sicherheit und Umwelt bei der Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW). Er ist unter anderem auch Leiter Betriebssanität im Unternehmen und kümmert sich um diverse Angelegenheiten, für die das Home Office durchaus ein herausfordernder Ort ist. Wir sprachen mit ihm darüber, wie er diese Herausforderungen meistert.

Anzeige

Was machen Sie gerade?

Ich warte auf die Medienkonferenz des Bundesrates und halte mich über alle Kanäle auf dem Laufenden. Da liest man viel Seltsames, aber auch viel Wertvolles. Ich habe mich nun auch bei Twitter registriert, um beispielsweise dem Sprecher des Bundesrats zu folgen. Diese laufenden Informationen brauche ich, um permanent Lage-Updates für den Betrieb machen können. Daneben nutze ich mein Netzwerk, um Fachfragen zu beantworten. Davon gibt es je länger desto mehr. Heute Morgen hatten wir beispielsweise eine Diskussion über den Sinn oder Unsinn von Hygienemasken für unsere Mitarbeitenden. Da muss man erklären, was es überhaupt bringen würde und welche Konsequenzen es hätte. Dass man die Augen aber gleichwohl mit Schutzbrillen schützen müsste, daran denkt man dann seltener. Es ist schwierig, einem Laien zu erklären, was das alles bedeutet.

Anzeige

Fehlen Sie als Leiter Betriebssanität nicht vor Ort im Betrieb?

Die personellen Ressourcen der Betriebssanitäter sind an mehreren Standorten stark reduziert. In Rathausen arbeiten aktuell noch 20 Mitarbeitende vor Ort. Dort haben wir einfache Massnahmen getroffen. Ein Betriebssanitäter arbeitet dort in der Produktion und ist vor Ort. Er ist sehr kompetent und wurde entsprechend instruiert. Neu im Alarmsystem sind nun die Hauswarte. Sie machen zusammen mit den Netzmonteuren regelmässige BLS-AED-Komplettkurse und könnten den Rettungsdienst zudem besser einweisen als irgendjemand sonst. Es braucht nun solche pragmatischen Ansätze, um keine zusätzlichen Gefährdungen zu schaffen und keine zusätzlichen Ressourcen zu benötigen.

Was tun Sie, wenn jemand im Home Office einen Notfall hat?

Das ist akut absolut schwierig. Sie müssen dann über die Notfallnummer 144 alarmieren. Wir machen regelmässig Video-Calls, auch mit Mitgliedern aus dem Führungskader. In meiner Abteilung gibt es immer um 9.10 Uhr morgens eine Kaffeepause via Video. Da reden wir über nichts Geschäftliches, sondern darum wie es uns geht, wie wir uns fühlen, was wir am Wochenende gemacht haben und wie es in der Beziehung oder mit den Kindern läuft. So kann man erkennen, wenn irgendwo etwas nicht stimmt. Solche weichen Faktoren beachten wir im Moment sehr ausgeprägt. Ein Mitarbeitender packte seine Arbeitsutensilien und ging zu seiner Freundin nach Deutschland, bevor die Grenzen schlossen. Ihm war es wichtig, dort sein zu können. Das haben wir ermöglicht. Ausserdem geben wir übers Intranet verschiedene Inputs, das sind einerseits FAQ’s, andererseits hat die BGM-Verantwortliche aktuell gerade Tipps und Tricks für die Zeit im Home Office zusammengestellt. Da geht es um die Ergonomie am Arbeitsplatz, um die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben, über die Tagesstruktur, die Gemütsverfassung, Pausen und soziale Kontakte. Auch arbeiten wir an einem Trainingsprogramm und einer entsprechenden Challenge. Wir versuchen spielerisch, die Motivation der Mitarbeitenden hoch zu halten. Und da sind die sozialen Kontakte extrem wichtig. Wir treffen uns nun beispielsweise freitags um 16 Uhr per Video zum Feierabendbier.

Was tun Sie, wenn sich jemand um 9.10 Uhr plötzlich nicht zur Video-Kaffeepause einloggt?

Zuerst schaue ich, ob bei den Betroffenen eventuell kurzfristig ein Termin reinkam. Sonst versuche ich sie zu kontaktieren, schaue wo sie Zuhause sind und ob das in der Nähe von anderen Mitarbeitenden ist, die mal klingeln gehen könnten – oder ich versuche über Bekannte Kontakt aufzunehmen. Bis jetzt hatten wir den Fall aber noch nicht.

Wie gut gelaunt sind Ihre Mitarbeitenden denn noch?

Es ist natürlich viel Unsicherheit da. Wie geht es weiter? Da können wir auch Sicherheit geben. Strom braucht man immer, da sind wir in einer glücklichen Lage. Unser CEO sagte per Videobotschaft ‹Danke› und vermittelte Sicherheit in Bezug auf die Arbeitsplätze. Die Kommunikationsabteilung hat momentan eine ebenfalls sehr wichtige Funktion, um diese Sicherheit über die verschiedensten Kanäle zu den unterschiedlichen Berufsgruppen zu transferieren. Und wir versuchen zu allen möglichen Fragen Tipps und Tricks geben zu können, um Sicherheit zu vermitteln.

Waren Sie auf eine solche Situation vorbereitet?

Teilweise. Grundsätzlich gibt es schon seit langer Zeit einen Pandemieplan im Betrieb. Den haben wir nun aufdatiert und überarbeitet. Wir begannen schon früh mit einer Taskforce und verfolgten die Lageentwicklung. Anfang Januar beschafften wir Desinfektionsmittel, das auch für zwei Winter mit saisonalen Grippen gereicht hätte. Wir versuchen immer einen Schritt voraus zu sein. Nun hat der Stabschef des Krisenstabs das übernommen, wir haben aber immer noch eine Taskforce, in der wir uns austauschen und versuchen, rechtzeitig auf Herausforderungen reagieren zu können. Auch hatte unsere IT schon vor Monaten die Bandbreite erhöht und überprüft, ob alle damit arbeiten können. Deshalb ist auch Home Office kein Problem. Wir waren von Anfang an gut aufgestellt. Ich mache Lagebeurteilungen, Updates und nehme meine Rolle als Leiter Betriebssanität wahr, indem ich viele Fragen fachtechnischer Natur abkläre und Inputs gebe. Aktuell zum Beispiel über die Lüftungen im Gebäude. Da ist ein gutes Netzwerk sehr wertvoll. Wir entscheiden nicht irgendetwas, sondern klären alles genau ab – über das BAG, die Hotline, über mein Netzwerk und Kontakte aus der SVBS, die ich in den letzten Jahren aufbaute. Das ist alles sehr wertvoll.

Die Decke fällt Ihnen noch nicht so bald auf den Kopf?

Definitiv nicht, weil die sozialen Kontakte nebenbei gleich funktionieren.

Teilen:

Chefredaktor safety-security.ch / CEO bentomedia GmbH / Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Betriebssanität SVBS / SFJ-Award für Qualitäts-Fachjournalismus

Antwort schreiben

Anzeige
Exit mobile version