In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich die Erste Hilfe stark weiter. Es ist also Zeit für einen kleinen Rückblick. Claude Nicollier erinnert sich daran, wie das Thema Erste Hilfe in den Neunzigerjahren im Space Shuttle gehandhabt wurde. Und Andreas Juchli nutzt das 20-jährige Jubiläum der JDMT Medical Services AG für einen Rückblick auf eine Erfolgsgeschichte.
Mai 2002: Jacques Chirac gewinnt erneut die französische Präsidentschaftswahl, der FC Basel erstmals seit 22 Jahren wieder die Schweizer Fussballmeisterschaft. Auf dem Mars werden Eisvorkommen nachgewiesen. Der Schweizer Raumfahrer Claude Nicollier war bereits vier Mal im Weltraum.
90er-Jahre: Erste Hilfe im Space Shuttle
Im Space Shuttle von Claude Nicollier war Erste Hilfe durchaus ein Thema. «Es gab sieben Besatzungsmitglieder», erinnert er sich. «Mindestens einer war der ‘Crew Medical Officer On Board’. Manchmal war er Mediziner, manchmal aber auch Ingenieur oder Astrophysiker. Er war für gewisse Interventionen trainiert. Zudem hatten wir eine Menge Pillen im Shuttle. Und wir führten jeden Tag ein Gespräch unter vier Augen mit einem Mediziner im Kontrollraum in Houston. Mit ihm konnten wir medizinische Probleme diskutieren und erhielten Anweisungen. Es gab also zwei Ansprechpersonen rund um das Thema Erste Hilfe, eine an Board und einen Arzt am Boden.»
Mai 2002 in Bülach
Zurück zum Mai 2002: Auf der Erde war das Thema Erste Hilfe häufig noch nicht so durchdacht wie im Space Shuttle der Neunzigerjahre. Es gab noch keine Smartphones, keine First Responder Systeme und im Kanton Tessin überlebten ähnlich viele Patienten ihren Herzkreislaufstillstand wie im Rest der Schweiz.
Andreas Juchli war damals in der Offiziersschule für angehende Ärzte. Einer seiner Studienkollegen an der Uni Zürich fand, dass in der Offiziersschule Sachen gelehrt wurden, die im Medizinstudium fehlten – zum Beispiel Infusionstechnik oder das Nähen von Wunden.
«Im Mai 2002 organisierten wir deshalb in der Kaserne Bülach einen Näh- und Infusionskurs für unsere Studienkollegen der medizinischen Fakultät. Es war ein riesiger Erfolg», erzählt Andreas Juchli. «Wir gründeten schliesslich einen Verein, von Studenten für Studenten, ohne dass wir unternehmerische Chancen gesehen hätten. Schon im Sommer 2002 betreuten wir verschiedene Events medizinisch und die Geschichte nahm ihren Lauf.»
Der Verein wurde 2007 in eine GmbH umgewandelt, 2011 in eine AG. Heute ist es ein Unternehmen mit hunderten Mitarbeitenden, mehreren Tochterfirmen, einer Niederlassung in Deutschland – und heisst JDMT Medical Services AG. «Wir sind heute ein medizinischer Dienstleister mit einer vielfältigen Produktpalette», sagt Juchli, «von der einfachen Beratung bis zu hochkomplexen Notfallkonzepten für medizinische und andere Notfälle. Ich hätte mir im Mai 2002 nie vorstellen können, was sich in diesen 20 Jahren entwickeln würde.»
Mai 2022 in Dübendorf
Anlässlich dieses Jubiläums lud das Team der JDMT Medical Services AG ihre Partner und Kunden ins Air Force Center in Dübendorf und liess die letzten 20 Jahre Revue passieren – zusammen mit verschiedenen Referenten, unter ihnen auch Claude Nicollier.
Es waren 20 Jahre, in denen sich auch rund um die Erste Hilfe vieles verändert hat. Heute gibt es nämlich Smartphones und in der ganzen Schweiz entwickeln sich First Responder Systeme, durch die Ersthelfer alarmiert werden und im Notfall wertvolle Zeit überbrücken können, bis der Rettungsdienst eintrifft. Für die Ausbildung von Betriebssanitätern in Unternehmen gibt es mehr Orientierung und Unterstützung.
Im Kanton Tessin existiert seit 2005 die Stiftung Ticino Cuore, die ein flächendeckendes Netz an öffentlich zugänglichen Defibrillatoren schuf und die Reanimationsausbildung in die breite Bevölkerung brachte. Heute überleben im Tessin rund 50 Prozent der Patienten mit Kammerflimmern ihren Herzkreislaufstillstand, zehn Mal mehr als in gewissen anderen Kantonen.
«Man ist heute sicher besser aufgestellt als noch vor 20 Jahren», sagt Andreas Juchli. Das gelte besonders für Betriebe. «Es ist mehr Struktur im Thema und man fokussiert in der Ausbildung der Ersthelfer auf die Basis-Fähigkeiten. Oft ist nämlich weniger mehr. Bei einer schweren Blutung muss man die Anatomie nicht kennen, man muss die Blutung stillen. Ein Patient überlebt, wenn die wichtige Massnahme angewandt wurde. In diesem Bewusstsein ist man heute weiter, es bleibt aber auch noch viel zu tun.»
Mai 2042, irgendwo auf der Erde
Andreas Juchli wünscht sich, dass das Unternehmen JDMT Medical Services AG auch in 20 Jahren noch erfolgreich ist und zusammen mit den Mitarbeitenden, Kunden und Partnern fachlich weiter wachsen kann. «Wir möchten international mehr machen und ein Ansprechpartner für Behörden sowie mittlere und grössere Unternehmen sein, wenn es um komplexere Angelegenheiten geht, die einen Einfluss auf das Leben von Menschen haben.»