Freitag, 20. September 2024
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Wenn der Kopf schmerzt, der Hals kratzt oder das Knie zwickt: häufig führen Fragen zur Gesundheit anstatt zum Arzt erstmal ins Internet. Die Suchmaschine des Vertrauens wird befragt. Das birgt jedoch eine Menge Gefahren.

Laut einer Studie des deutschen Digitalverbandes Bitkom sucht gut jeder Zweite vor einem Besuch beim Arzt im Internet nach seinen Symptomen. Der direkte Zusammenhang zwischen der eigenen Internetrecherche und der Weitergabe sensibler persönlicher Daten scheint weitgehend unbekannt. Denn wo ein Arzt der Schweigepflicht unterliegt, tippt der Patient seine komplette Patientenakte in das Suchfenster ein. Beim Besuch von Dr. Suchmaschine lauern allerdings Gefahren, von denen die meisten nichts ahnen.

Hämorrhoiden, Fusspilz, Angstzustände: Niemand würde einem Wildfremden ausführlich über seine Gebrechen oder Krankheiten berichten. Aber genau dies geschieht bei der Suche im Internet. Die gängigen Suchmaschinen, deren wichtigste Einnahmequelle es ist, möglichst exakte Nutzerdaten an den meistbietenden Werbetreibenden zu verkaufen, sind per Geschäftsmodell höchst interessiert an Nutzerdaten, die zu detaillierten Persönlichkeitsprofilen kombiniert werden. Und weil die Pharmaindustrie eine der wohl finanzstärksten Branchen ist, sind gesundheitsrelevante Daten besonders gefragt.

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Ausgefeilte Tracking-Techniken im Internet

Diese Art der Spionage äussert sich für den Nutzer zunächst „nur“ in scheinbar harmloser Bannerwerbung. Vom Treiben hinter den Kulissen bekommt er nichts mit. Doch dort geschieht so einiges: Ausgefeilte Tracking-Techniken verfolgen den Nutzer quer durch alle Browser-Tabs und sogar über Gerätegrenzen hinweg. Durch die Analyse des Such- und Surfverhaltens eröffnen sich oft pikante Zusammenhänge. Diese erlauben nicht nur Rückschlüsse auf Kaufinteressen, sondern – je nach Suchbegriffen und Kriterien wie Alter, Geschlecht und Aufenthaltsort – auch auf gesundheitliche Probleme. Ungewollt gewährt der Nutzer delikate Einblicke in private Interessen, politische Überzeugungen oder gar sexuelle Vorlieben.

Die europäische Datenschutzgesetzgebung gilt im weltweiten Vergleich als streng – dennoch sind diese Praktiken absolut legal. Auf der Suche nach einem möglichst angenehmen, nutzerfreundlich gestalteten Suchergebnis sind wir häufig gewillt, alle Bedenken über Bord zu werfen.

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Doch es gibt Alternativen – ohne dabei Abstriche in Sachen Qualität der Suchergebnisse machen zu müssen. Die Datenschutz-Suchmaschine Startpage beispielsweise nutzt den Algorithmus von Google, gibt aber abgesehen vom Suchbegriff keine Informationen über den Suchenden preis.

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