Donnerstag, 28. November 2024
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Nach den neu auferlegten Massnahmen des Bundesrates erzählt Thomas Holenstein, CEO der Precom Group AG und Pogastro.com, wie sich dies auf die Gastronomie und Anbieter von Systemen zur Kontaktdatenerfassung auswirkt. Ausserdem geht er darauf ein, wieso er mit Pogastro.com die Herstellung eines Zertifikatsscanners plante, nur um dieses Projekt dann doch nicht zu lancieren.

Statt der Kontaktdatenerfassung müssen Gastronomen in der Schweiz nun das Covid-Zertifikat und ein Ausweisdokument ihrer Gäste überprüfen. Passiert dies nicht, drohen den Betrieben empfindliche Strafen. Was nun mit den Unternehmen passiert, die Systeme zur Erhebung der Kontaktdaten anboten, bleibt offen. Sie werden nicht länger benötigt und wohl auch nicht mehr weiterentwickelt.

Der aktuelle Stand

Seit dem 13. September 2021 gilt die Zertifikatspflicht in Innenräumen von Restaurants sowie bei Freizeit- und Kulturveranstaltungen. Diese Massnahmenverschärfung beschloss der Bundesrat aufgrund der anhaltend angespannten Lage in zahlreichen Spitälern und gilt vorerst bis zum 24. Januar 2022. Noch kaum eine Massnahme hat die Gesellschaft stärker gespaltet.

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Das Gute jedoch vorweg: Aufgrund der Zertifikatspflicht entfällt für Gastronomen die allgemeine Kontaktdatenerfassung. Gemäss den Angaben von Pogastro.com, einer der vielen Anbietern für Systeme zur Kontaktdatenerfassung der Schweiz, war es gar nicht so leicht, die aktuellen Bestimmungen bezüglich der Kontaktdatenerhebung aus den Verordnungen herauszulesen. Thomas Holenstein, CEO und Inhaber der Firma bestätigt, dass sich viele Gastronomen bei ihm gemeldet und nachgefragt hätten, was denn nun genau gelte.

«Nach vielen erfolglosen Telefongesprächen mit zuständigen Stellen bekamen wir von GastroSuisse die Gewissheit, dass die Erhebung der Kontaktdaten in Restaurants mit der Zertifikatspflicht entfällt. In Diskotheken und Tanzlokalen bleibt die Kontaktdatenerhebung bestehen.» Die wenigsten Wirte der Gastrobranche sind derzeit über die korrekte Umsetzung der neuen Massnahmen informiert. «Selbst GastroSuisse gab unserer Firma zu verstehen, dass die neusten Änderungen im Schutzkonzept wohl noch besser kommuniziert werden müssen.», so Holenstein.

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Der Entscheid des Bundes, dass bei einem validen Covid-Zertifikat die Erfassung der Kontaktdaten nicht mehr benötigt wird, führt zwar zum Aus des Systems von Holensteins Firma Pogastro.com, gebe aber auch wieder Kapazitäten frei für die Entwicklung neuer Services, unabhängig von Corona.

Ein Zertifikatsscanner, der wohl nie lanciert wird

Pogastro.com, eine Marke der Precom Group AG, arbeitete bis letzte Woche noch an einem neuartigen Zertifikatsscanner, der am Eingang der Restaurants eingesetzt werden sollte. Das zentrale Gerät hätte nicht nur das Covid-Zertifikat gescannt, sondern auch einen Abgleich mit der Identitätskarte oder einem Führerausweis sichergestellt. Das Ganze wäre mit der hauseigenen Software für Kontaktdatenerhebung gekoppelt gewesen. «So weit kommt es nun aber doch nicht», erklärt Holenstein.

Corona hat neben vielen gesellschaftlichen und gesundheitlichen Folgen speziell die Schweizer Gastronomie beeinflusst. In einer Zeit vieler Schliessungen mussten sich Angestellte eine andere Beschäftigung suchen und kehrten nur spärlich zurück. Das fehlende Personal, ebenso der hinzukommende Zeitaufwand bei bestehenden Mitarbeitern, sind Gründe, warum der Zertifikatsscanner von Pogastro.com für den Gastronomen eine Lösung gewesen wäre. Statt zusätzliches Personal einzustellen, um Zertifikate und Identitätskarten per Hand zu scannen, hätte der Gastronom die autonom arbeitende Software auf einem eigenen Smartphone oder Tablet beim Eingang platzieren können.

Thomas Holenstein erläutert: «Die Entwicklung des zentralen Systems war zu 90 Prozent abgeschlossen, als die neuen Verordnungen des Bundes herausgekommen sind. Ohne den Bedarf der Kontaktdatenerfassung ist das System aus meiner Sicht nicht mehr effizient genug und wird daher gar nicht erst lanciert. Es gibt auf dem chinesischen Handelsmarkt bereits Körpertemperatur-Messer mit einem integrierten Zertifikatsscanner. Diese Lösungen sind aber allesamt nicht nützlich, weil das Personal trotzdem einen Abgleich mit einem Ausweisdokument durchführen muss. Diese Arbeit wäre durch unser System entfallen.»

Thomas Holenstein (Bild: pogastro.com)
Voller Einsatz für die Gastronomie

Ob dieser Umstand nun das Aus seiner Firma bedeute und er den Entscheid des Bundes bedauere, verneint Holenstein. «Unsere Firma gibt es schon seit sechs Jahren und wir haben seither die Digitalisierung in der Gastronomie vorangetrieben, indem wir effizienzsteigernde und vollautomatische Marketing-Lösungen für Gastronomen entwickelt haben. Zu Beginn der Coronazeit haben wir mit Pogastro.com schnell auf die neu auferlegten Bedürfnisse der Gastronomie reagiert und waren eine der ersten Firmen, die eine einfache Kontaktdatenerfassung mit einer «Schnell-Check-In-Lösung» anboten. Mit dem geplanten Scanner der am Eingang jedes Restaurants Zertifikate sowie Ausweisdokumente gescannt hätte, wäre wohl ein effizientes System im Kampf gegen Covid lanciert worden.»

Das System von Pogastro.com sei stets ein Dienst für Gastronomen und Gäste während der Corona-Krise und nie ein lukratives Geschäftsmodell gewesen. Das letzte Jahr gehe bei der Firma als arbeitsintensive, belastende Zeit ein, in der aber das Vertrauen der Gastronomen gewonnen und eine erfolgreiche Positionierung als digitaler Marketinganbieter stattfinden konnte. «Wir freuen uns, dass wir endlich aus diesem Corona-Lösungsanbieter-Modus herauskommen dürfen, um unsere wirklichen Visionen verfolgen zu können: Marketingautomatisierung, automatische Gästegewinnung sowie Sichtbarkeitssteigerungslösungen», sagt Holenstein.

Der CEO der Precom Group AG hofft, dass mit der Zertifikatspflicht ein Schritt Richtung Normalität gemacht werden kann und die Gastronomie nicht länger unter den Covid-Massnahmen leiden muss. «Da wir seit unserer Gründung Digitalpartner der Gastronomie sind und wir unser Geschäft auf direkte Dialoge mit Wirten und Wirtinnen stützen, freuen wir uns auch weiterhin auf die Wünsche und Bedürfnisse der Gastronomen eingehen zu können», schliesst Thomas Holenstein.

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