Freitag, 20. September 2024
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Künstliche Intelligenz wird kontrovers diskutiert. Stefan Schröder, ein Vollprofi in Sachen Videosicherheit, plädiert klar für die Künstliche Intelligenz in der Videoüberwachung.

«Basler Flughafen drei Stunden lang gesperrt» (20Min. 17.3.19): Ein zurückgelassenes Gepäckstück sorgte für einen Bombenalarm. Grosse Aufregung, hektisches Treiben, genervte Passagiere. Leider nicht zum ersten Mal.

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Muss das sein? Wie können solche Sicherheitsvorfälle minimiert oder sogar verhindert werden? Diese Fragen muss sich – nach solchen Vorfällen – wohl jeder Sicherheitsverantwortliche stellen.

Die Zukunft gehört KI

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Dank modernen Analysen und immer besser werdender künstlicher Intelligenz könnten durchaus Systeme eingesetzt werden, die solche Szenarien verhindern. Dank Gesichtserkennungssysteme, welche an Flughäfen schon im Einsatz sind, könnten Personen schneller identifizieren. Durch intelligentes Tracking können Menschen, die ihr Gepäck vergessen haben, bis zu ihrer aktuellen Position verfolgt werden.

Natürlich muss nicht eine Security-Person hunderte von Kameras durchsuchen – was auch nicht realistisch ist – sondern dank moderner KI-Logarithmen sucht und findet das System selbständig die entsprechende Person, und das innert kürzester Zeit. Zeit- und Kosteneinsparungen wären die positiven Folgen.

Selbstverständlich sind für solche Systeme ideale Bedingungen vorausgesetzt: Eine professionelle Planung, optimale Standorte und der Einbezug des Datenschutzes. Aber das sind lösbare Aufgaben. Denn die technischen Lösungen dazu sind längst vorhanden – intelligente Software, automatische Verpixelung, automatische Löschung, biometrische Zugänge zu Daten und so weiter.

Die Zukunft gehört klar Systemen mit künstlicher Intelligenz (KI) oder artifizieller Intelligenz (AI). Wir sollten uns auch nicht allzu stark von kritischen Berichterstattungen aus China und anderen Ländern beeinflussen lassen. Denn KI ist nicht nur «Gesichtserkennung und totale Überwachung». KI soll einen Mehrwert bieten.

Mehrwerte in der Praxis

Ein Beispiel: In der Schweiz findet ein grosses «Lädelisterben» statt. Viele Konsumenten kaufen im Internet. Es ist bequemer, schneller und günstiger. Aber wäre das noch immer so, wenn innovative Ladenbetreiber ihre Kunden besser, schneller und persönlicher bedienen könnten? Dank KI weiss der Unternehmer besser über seine Kunden Bescheid. Er kann sein Warenangebot anpassen und die Verkaufsfläche effizienter gestalten. Die Kamera weiss jetzt nicht nur wie viele Kunden den Laden besuchen, sondern auch zu welcher Zeit. Man kennt ihr Alter, das Geschlecht, wie lange sie im Laden verweilen und letztlich auch wo, wann und was die Kunden kaufen. So kann das Personal effizienter eingesetzt werden und Kunden zielgerichtet zu ihren Wunschprodukten führen. So wie es Google und andere machen. Und ganz nebenbei muss der Kunde zum Bezahlen nicht mehr anstehen, weil das System bereits genügend Personal an den Kassen bereitgestellt hat.

Chancen und Risiken

Vielleicht klingt das Ganze noch etwas futuristisch, aber es ist nur eine Frage der Zeit – und allenfalls des Datenschutzes. Bald werden viele solcher Systeme im Einsatz stehen. Es wird sich ähnlich verhalten wie rund um die Ablösung der analogen durch hochauflösende IP-Kameras – heute gibt es nichts mehr anderes. Genau so wird es mit dem neuen Kommunikationsnetz 5G sein. Auch wenn vielleicht nicht alle kleinsten Details hundertprozentig klar sind, gibt es kein Zurück mehr. Wir leben in einer industriellen Hightech-Welt. Als Industrienation müssen wir uns unaufhaltsam weiterentwickeln. Da sind 5G und Künstliche Intelligenz nur ein Teil auf dem Weg in die Zukunft.

Auch die EU-Kommission in Brüssel befasst sich bereits mit diesem Thema. Die EU möchte zukünftig KI-Produkte mit «kritischen Risiken» kontrollieren und regeln. Die Idee dahinter ist es, gemeinsam mit der Industrie und den Verbrauchern klare Regeln und gute Investitionsbedingungen sowie eine führende Rolle für Europa zu sichern. Als «kritisch» gelten könnten demnach etwa KI-Produkte, die in der Medizin oder in Verkehrsleitsystemen eingesetzt werden. Dazu dürften beispielsweise selbstlernende Algorithmen zählen, die Krebstumore diagnostizieren. Diese werden bereits mit hohen Trefferraten zur Erkennung von Brustkrebs eingesetzt.

Deep Learning und Predictive Policing

In Zukunft dürfte aber auch dem Bereich «Predictive Policing» eine sehr wichtige Rolle zukommen. Systeme werden auf der Basis von vergangenen Beobachtungen auf zukünftige Handlungen schliessen können (Deep Learning). Dadurch können aufgrund von verdächtigem Verhalten gewisse Ereignisse vorhergesagt und möglicherweise verhindert werden. Die effektive Polizeiarbeit wird aber nach wie vor von Polizisten ausgeführt. Gemäss der Studie «The Global Expansion of AI Surveillance» wurde auch Predictive Policing untersucht. Dabei hat man 52 Länder identifiziert, die bereits heute Künstliche Intelligenz in der Verbrechensbekämpfung einsetzen.

Dieses «Deep Learning» bietet aber nicht nur für die Polizeiarbeit eine erhebliche Unterstützung, sondern generell für Situationen mit «ungewöhnlichem Verhalten». Dafür müssen aber die Kameras zuerst lernen, was denn «gewöhnliches Verhalten» ist. Dann könnten solche Systeme beispielsweise in Alters- und Pflegeheimen oder in Spitälern zum Einsatz kommen und erkennen, wenn Menschen stürzen und nicht mehr aufstehen können. In Gefängnissen könnten Suizide verhindert werden. Und vieles mehr.

Auch wenn die Gesichtserkennung je nach Einsatzort (und Land) umstritten ist, kann sie doch auch sehr hilfreich sein. Zwar reden wir diesbezüglich aktuell häufig von der totalen Überwachung und Bestrafung von chinesischen Bürgern. Aber das Gute daran: Vermisste Personen können lokalisiert und gefunden werden, bekannte Täter können schneller dingfest gemacht werden, Straftaten können dank «Predictive Policing» reduziert oder ganz verhindert werden und eine Beweissicherung wird einfacher.

Konstante Veränderungen

Eines ist klar: Die Videoüberwachungstechnik verändert sich durch den Einzug von Künstlicher Intelligenz und immer effizienteren, automatischen Systemen enorm. «Wenn die KI-Technologie in ein Sicherheitssystem integriert wird, hat sie das Potenzial, den Sicherheitsbetrieb dramatisch zu verändern», sagt Robert Köhler, Regional Sales Director DACH bei Avigilon. «So wie die hochauflösende Bildgebung zu einem wesentlichen Merkmal heutiger Überwachungskameras geworden ist, wird sich die KI-Technologie aufgrund ihres enormen Wertes heute und in Zukunft als Kernkomponente von Sicherheitssystemen etablieren».

KI wird künftig eingesetzt, um Unternehmen aller Branchen bei der Optimierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen zu unterstützen, indem intelligente Produkte und Dienstleistungen geschaffen oder intelligente Geschäftsprozesse gestaltet werden. Tiefgreifendes Lernen, intelligente Analysen, Gesichts- und Objekterkennung, Gesichtsverifikation, Verkehrsmanagement, Zugangskontrolle und intelligente Analyse sind einige der sich sehr schnell entwickelnden Technologien, welche den Unternehmen bedeutende Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Ich sage: Nutzen wir sie!

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Geschäftsführer der Tradis GmbH / Gründer und Verwaltungsrat der Eotec AG

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