Freitag, 20. September 2024
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Von Januar bis Mitte April 2019 wurden in der Schweiz 138 Fälle von Masern verzeichnet, was 7,3 Mal mehr sind als in derselben Periode des Vorjahres (19 Fälle). Dem BAG wurden seit Anfang Jahr ausserdem zwei Todesfälle gemeldet.
  • Die Inzidenz hat damit von 2,2 (2018) auf 16,2 (2019) Fälle pro Million Einwohner zugenommen (nicht-annualisierte Inzidenzen).
  • Von den insgesamt 138 Fällen 2019 (Zeitraum: 1.1.2019 bis 15.04.2019) waren 19 Prozent isolierte Fälle, die verteilt über 14 Kantone und das Fürstentum Liechtenstein auftraten.
  • Die Mehrheit der Fälle (56%) konnte einem bestimmten Ausbruch zugeordnet werden.
  • 30 Prozent der Fälle konnten noch nicht kategorisiert werden.
  • In diesem Zeitraum waren 22 Prozent der Fälle jünger als zehn Jahre, 21 Prozent zwischen zehn und 19 Jahre und 57 Prozent 20-jährig oder älter.
  • 91 Prozent der 137 Fälle mit bekanntem Impfstatus waren nicht oder nur unzureichend geimpft.
  • 23 Prozent der Fälle mussten hospitalisiert werden; bei 13 der 138 Fällen (9%) wurde eine Pneumonie, bei zwei Fällen (2%) eine Enzephalitis diagnostiziert.

Dem BAG wurden seit Anfang Jahr zudem zwei Todesfälle gemeldet, welche in Zusammenhang mit Masern stehen. Beim ersten Fall handelt es sich um einen rund 30-jährigen zuvor ungeimpften Mann, welcher sich in seinem privaten Umfeld mit Masern angesteckt hat. Er wurde 67 Stunden nach Exposition nachgeimpft. Diese Impfung kam aber leider zu spät, denn er erkrankte trotzdem an Masern, verursacht durch ein nachgewiesenes Wildtyp-Virus. Er verstarb innert kürzester Zeit zu Hause, die genaue Todesursache wird abgeklärt. Beim zweiten Fall handelt es sich um einen zirka 70-jährigen Mann, der wegen einem Krebsleiden immunsupprimiert war. Wie sich der Mann mit Masern angesteckt hat, ist nicht bekannt. Er verstarb wenige Tage nach Beginn einer masernbedingten Lungenentzündung trotz Intensivpflege im Spital.

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Ausbrüche

Die dreizehn im 2019 festgestellten Ausbrüche umfassten je zwischen zwei und 31 Fälle. Sie traten – teils grenzüberschreitend – in zwölf verschiedenen Kantonen auf (siehe Grafik). Die grössten Ausbrüche wurden in folgenden Kantonen festgestellt:

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  • Genf – 5 Fälle zwischen dem 12. Januar und dem 5. Februar 2019; betroffen waren eine Mutter mit ihrem Kleinkind sowie drei Hotelangestellte. Keiner dieser Fälle war vollständig geimpft. Die Ansteckungsquelle des Index-Falls – die Mutter – konnte nicht eruiert werden. Der erste Fall im Hotel wurde von einem Kunden aus dem an Genf angrenzenden Gebiet Frankreichs angesteckt. Auch wenn keine direkte epidemiologische Verbindung zwischen den beiden Transmissionsketten festgestellt werden konnte, wurden diese doch demselben Ausbruch zugeordnet. Denn die räumlich-zeitliche Nähe der Fälle sowie die Genotyp-Analyse, welche identische Viren in beiden Ketten zeigte, sprachen dafür.
  • St. Gallen und Zürich – 6 Fälle zwischen dem 27. Januar und dem 20. Februar 2019. Zwei dieser Fälle waren vollständig geimpft. Infiziert auf den Philippinen, hat der erste Fall auf dem Heimflug in die Schweiz zwei andere Personen angesteckt und dann die Infektion an den Bruder und eine Gesundheitsfachperson weitergegeben. Der Bruder steckte eine weitere Gesundheitsfachperson an. Alle Fälle waren Erwachsene im Alter von 18 bis 66 Jahren.
  • Neuenburg und Bern – 31 Fälle zwischen dem 1. Februar und dem 10. März 2019; die Ansteckungen fanden im familiären und schulischen Rahmen statt (acht Fälle im Kanton Neuenburg, 23 Fälle im Kanton Bern). Zwei der Fälle waren unvollständig geimpft (mit nur einer Dosis), die anderen waren ungeimpft. Die beiden ersten Fälle traten fast gleichzeitig in derselben Gemeinde Neuenburgs auf, ohne dass die Quelle der Exposition identifiziert werden konnte. Einer dieser Fälle hat dann die Masern in eine Privatschule in Biel eingeschleppt. 28 der Fälle dieses Ausbruchs waren Kinder und Jugendliche im Alter zwischen drei und 16 Jahren, und drei waren Erwachsene im Alter zwischen 35 und 40 Jahren.
  • Bern – 6 Fälle zwischen dem 4. und 29. März 2019; die Ansteckung fand in familiären Rahmen und in Wohngemeinschaften statt. Ein Fall war unvollständig mit nur einer Dosis geimpft, die anderen waren nicht geimpft. Mit Ausnahme eines zweijährigen Kindes waren alle Fälle zwischen 29 und 34 Jahren alt.
  • Bern – 11 Fälle zwischen dem 9. und 30. März 2019; betroffen waren Kinder zwischen einem und 15 Jahren. Die Ansteckung fand hauptsächlich im schulischen Rahmen statt und setzte sich teilweise im familiären Rahmen fort. Alle ausser einem Fall waren nicht oder unvollständig geimpft.
Quelle: BAG
Angesichts der detaillierten Surveillance-Daten hat die WHO im 2017 zum ersten Mal bestätigt, dass die endemische Zirkulation des Masernvirus in der Schweiz 2016 unterbrochen werden konnte. Sie hat dies auch für 2017 bestätigt. Die Daten für 2018 weisen in dieselbe Richtung. Dieser Erfolg basiert im Wesentlichen auf tendenziell zunehmenden Durchimpfungszahlen (87% bei den zweijährigen, 93% bei den 16-Jährigen; Werte für zwei Dosen). Die Situation ist jedoch fragil: Die Masernelimination kann nur erreicht und gesichert werden, wenn mindestens 95 Prozent der Kinder sowie alle nach 1963 geborenen Erwachsenen mit zwei Dosen geimpft werden.

Insbesondere die grösseren Ausbrüche in den Kantonen Neuenburg und Bern zeigen jedoch, dass nebst der Impfung zusätzliche Massnahmen erforderlich sind, um die Ausbreitung der Masern zu verhindern. Dazu gehört zum Beispiel die Identifikation der Kontaktpersonen, der KiTa- oder Schulausschluss von nicht-geimpften Kindern und Jugendlichen, die Impfung des Umfeldes von Erkrankten sowie die postexpositionelle Impfung. Darüber hinaus müssen alle Fluggäste, die im selben Flugzeug wie ein Masernfall reisen, über die Exposition und allfällige Massnahmen informiert werden.

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