Zwischen 2020 und 2021 stieg die Zahl der stationären Spitalaufenthalte wegen psychischer und Verhaltensstörungen bei Mädchen und jungen Frauen im Alter von 10 bis 24 Jahren um 26 Prozent, bei gleichaltrigen Männern um sechs Prozent. Zum ersten Mal waren psychische Störungen die häufigste Ursache für eine Hospitalisierung bei den 10- bis 24-Jährigen (19’532 Fälle), gefolgt von Verletzungen (19’243 Fälle). Die Spitaleinweisungen aufgrund von Suizidversuchen nahmen in derselben Altersgruppe um 26 Prozent zu, die ambulanten psychiatrischen Leistungen im Spital um 19 Prozent. Dies geht aus einer Analyse des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor, die sich mit der Behandlung von psychischen Störungen bei jungen Menschen in den Jahren 2020 und 2021 befasst.
Die Zahl der Hospitalisierungen wegen psychischer Störungen bei jungen Menschen zwischen 10 und 24 Jahren stieg 2020 um vier Prozent und 2021 um 17 Prozent. Bei der erwachsenen Bevölkerung ab 25 Jahren verlief die Entwicklung anders, mit einem sehr moderaten Plus von einem Prozent kumuliert über beide Jahre.
Junge Frauen stärker betroffen als junge Männer
Psychische Störungen führten im Vergleich zum Vorjahr ist 2021 bei den jungen Frauen zwischen 10 und 24 Jahren zu einem beispiellosen Anstieg der Hospitalisierungen um 26 Prozent. Im Jahr 2020 hatte die Zunahme bereits sechs Prozent betragen. Zwischen 2012 und 2019 lag der durchschnittliche jährliche Anstieg bei 3,4 Prozent. Zwischen 2020 und 2021 betrug er bei den 10- bis 14-jährigen Mädchen sogar 52 Prozent: Im Jahr 2021 führten psychische Störungen bei insgesamt 2015 Mädchen dieser Altersgruppe zu einer Hospitalisierung, das heisst eine von 100 Personen in dieser Bevölkerungsgruppe. Bei den jungen Männern zwischen 10 und 24 Jahren stieg die Zahl der Hospitalisierungen wegen psychischer Störungen moderater (+2% im Jahr 2020, +6% im Jahr 2021).
60 Prozent der 19’532 wegen psychischer Störungen hospitalisierten 10- bis 24-Jährigen im Jahr 2021 waren junge Frauen. Bei den Erwachsenen im Alter ab 25 Jahren wiesen Frauen und Männer ähnliche Hospitalisierungsraten auf. Diese haben sich in den letzten Jahren nicht nennenswert verändert.
Depressive Störungen bei jungen Frauen haben stark zugenommen
2020, im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie, waren die am häufigsten aufgetretenen Störungen bei jungen Frauen affektive Störungen (hauptsächlich Depressionen; +14%) und bei jungen Männern Störungen durch psychotrope Substanzen (+8%). 2021 nahmen die affektiven Störungen auch bei den jungen Männern deutlich zu (+14%) und bei den jungen Frauen kam es zu einem ausserordentlichen Anstieg um 42 Prozent. Vor allem die neurotischen Störungen, die mit Stressfaktoren einhergehen, nahmen 2021 zu (+22% bei jungen Frauen, +13% bei jungen Männern). Die Kategorie der sonstigen psychischen Störungen, die Persönlichkeitsstörungen und Essstörungen umfasst, verzeichnete 2021 bei jungen Frauen eine Zunahme von 24 Prozent.
Über 3000 Spitaleinweisungen wegen Selbstverletzungen
2021 wurden 3124 Patientinnen und Patienten im Alter von 10 bis 24 Jahren wegen Selbstverletzung oder Suizidversuch hospitalisiert, was gegenüber 2020 einer Zunahme von 26 Prozent entspricht. 70 Prozent dieser Hospitalisierungen betrafen Mädchen und junge Frauen. Am häufigsten waren die Selbstverletzungen bei den 15- bis 19-jährigen Frauen (1240 Hospitalisierungen im Jahr 2021). Den grössten Anstieg (+60%) wies jedoch die Gruppe der 10- bis 14-jährigen Mädchen auf. Mit 458 Fällen im Jahr 2021 wurden Mädchen aus dieser Altersgruppe elfmal häufiger aus diesem Grund ins Spital eingewiesen als gleichaltrige Jungen.
Psychische Störungen: 2021 mit Höchstwerten bei den neuen Fällen
Psychische Störungen und Verhaltensstörungen führten 2021 zu rund 20’000 Hospitalisierungen, davon entfielen insgesamt 12’923 auf Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 24 Jahren. Von diesen rund 13’000 Personen war fast die Hälfte (6465) nie zuvor wegen psychischer Störungen hospitalisiert worden. 2021 lag die Zahl der neuen Fälle 29 Prozent über dem Vorjahreswert und damit deutlich über der durchschnittlichen jährlichen Zunahme von sechs Prozent zwischen 2016 und 2020.
Eine Krisenintervention in Form einer raschen Behandlung der Patientinnen und Patienten mit akutem psychischem Leiden war in 34 Prozent der Fälle notwendig. Die Spitalaufenthalte dauerten durchschnittlich 27 Tage.
Anstieg der ambulanten psychiatrischen Behandlungen
Bei den 10- bis 24-Jährigen wurden deutlich mehr ambulante psychiatrische Behandlungen im Spital (ohne Hospitalisierungen) verzeichnet: +4% im Jahr 2020 und +16% im Jahr 2021. 55 825 junge Männer und Frauen nahmen mindestens eine ambulante psychiatrische Behandlung im Spital in Anspruch, was 27 Prozent aller ambulanten psychatrischen Konsultationen in den Spitälern entspricht. Das Geschlechterverhältnis war mit 46 Männern zu 54 Frauen ausgeglichener als bei den mit psychischen Störungen assoziierten Hospitalisierungen (40 Männer zu 60 Frauen). Sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich waren es insgesamt die jungen Frauen zwischen 15 und 19 Jahren, die 2021 am häufigsten psychiatrische Behandlungen beanspruchten.
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