Freitag, 20. September 2024

Reinigung systemrelevant im Gesundheitsschutz

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85’000 Reinigungskräfte sind seit Wochen indirekt vom Lockdown betroffen. Für rund die Hälfte gilt derzeit Kurzarbeit. Doch bei der vom Bundesrat beschlossenen schrittweisen Lockerung spielen die Reinigungskräfte eine wichtige Rolle. Denn ein erfolgreicher Exit hängt auch von hygienisch wirksamer Reinigung ab.

Die Corona-Krise verändert die Wahrnehmung verschiedener systemrelevanter Berufsgruppen. Die Reinigungskräfte zählen dazu. Wie eine aktuelle Forsa-Umfrage aus Deutschland zeigt, halten 26 Prozent der Bevölkerung die Gebäudereinigung heute für relevanter als vor der Pandemie. 96 Prozent empfinden die Arbeit der Reinigungskräfte als sehr wichtig bzw. wichtig. Die Studie wurde im Auftrag des Bundesinnungsverbands des Gebäudereiniger-Handwerks durchgeführt, der eine Branche mit 700’000 Angestellten vertritt. In der Schweiz sind rund 85’000 Reinigungskräfte tätig, von denen nach Einschätzung der PK Reinigung (Paritätische Kommission der Reinigungsbranche)* inzwischen rund die Hälfte von Kurzarbeit betroffen ist.

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Erich Stutzer, Präsident der Paritätischen Kommission der Reinigungsbranche in der Deutschschweiz und Verwaltungsratsmitglied eines 950-köpfigen Reinigungsunternehmens, bestätigt den Druck auf die Branche: «Die anhaltende Situation rund um das Coronavirus bedeutet immense Herausforderungen – persönlich wie wirtschaftlich. Unsere höchstes Gut – die Mitarbeitenden – sind zu schützen.» Auch ohne Coronavirus ist das Management der Prozesse in Reinigungsbetrieben mit mehreren hundert oder tausend Angestellten sehr anspruchsvoll. Doch nun «hat sich alles geändert», so Erich Stutzer. «Unser CEO und sein Team meistern Unmögliches.»

Auch emotional anspruchsvoll

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Die Auswirkungen des Lockdowns auf die Betriebe und die Reinigungskräfte erlebt auch RA lic. iur. Claudia Hablützel, Geschäftsführerin der PK Reinigung. Sie und ihr Juristenteam haben seit 16. März 2020 über 1’500 Anfragen von Firmen und Mitarbeitenden beantwortet. Dies entspricht einer Verdoppelung im Vergleich zu vor der Krise. «Wir haben in den letzten Wochen hauptsächlich telefoniert und E-Mails beantwortet», erklärt die Juristin. Da Kunden wie Detailhandel, Restaurants, Coiffeure, Schulen und Eventveranstalter direkt vom Bundesratsbeschluss betroffen sowie zahlreiche Firmen auf Homeoffice umgestiegen sind, mussten die Reinigungsbetriebe flexibel auf die veränderten Auftragslagen reagieren. Viele haben Kurzarbeit angemeldet. Damit verschärft sich der Druck auf die Reinigungskräfte, die sich einerseits um ihren Arbeitsplatz und ihren Lohn sorgen und andererseits um ihren Gesundheitsschutz. Auch sie berät die PK Reinigung in diesen emotional anspruchsvollen Zeiten. Claudia Hablützel: «Die Menschen sind verunsichert und suchen Hilfe bei uns. Manche Reinigungskräfte möchten wissen, wie sich die Kurzarbeit auf sie persönlich auswirkt. Einige zählen zur Risikogruppe und wollen Auskunft zu ihrem Gesundheitsschutz. Andere leben im gleichen Haushalt mit Personen aus der Risikogruppe und fragen sich, ob sie weiterarbeiten sollten.»

Hygiene sichert Umsetzung der Exit-Strategie

Im Gegensatz zu sonst wendeten sich in den vergangenen Wochen auch sehr viele selbstständige Reinigungskräfte an die Fachleute der PK Reinigung. Da der Bundesrat nun auch eine finanzielle Lösung für Selbstständige vorgestellt hat, wird eine Abnahme von entsprechenden Anfragen erwartet. Die Geschäftsführerin der PK Reinigung geht zudem davon aus, dass die am 16. April 2020 vorgestellte dreistufige Exit-Strategie des Bundesrates in den kommenden Wochen die Kurzarbeit für Reinigungskräfte senken wird. Sie meint: «Die Lockerung der Massnahmen erfordert ein hohes Mass an Hygiene. Hier ist die Arbeit der Reinigungskräfte gefragt.» Mit der weiteren Entwicklung rund um die Wiederaufnahme der Tätigkeit in verschiedenen Branchen stellen sich nun neue und andere wichtige Fragen, die die Reinigungsbetriebe und ihre Mitarbeitenden betreffen. Claudia Hablützel und ihr Team bereiten sich auf den nächsten Ansturm an Telefonaten und E-Mails vor.

* In der Paritätischen Kommission der Reinigungsbranche vertreten Akteure der Gewerkschaften Unia, Syna und VPOD sowie des Arbeitgeberverbands Allpura die jeweiligen Interessen. Die Geschäftsstelle PK Reinigung, mit Sitz in Zürich, organisiert die Durchsetzung des Gesamtarbeitsvertrages. Die Mitarbeitenden, darunter auch mehrere JuristInnen, kümmern sich um den Vollzug und kontrollieren Löhne wie auch Arbeitsbedingungen. Das dreiköpfige Weiterbildungsteam organisiert zusammen mit externen Spezialisten die Weiterbildungskurse.

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