Freitag, 20. September 2024
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Am 28. April 2024 ist der Tag der Arbeitssicherheit – ein essentielles Thema, mit dem sich jeder Betrieb zwangsläufig beschäftigen muss, um die Unversehrtheit der Mitarbeiter gewährleisten zu können. Häufen sich Arbeitsunfälle oder stagniert die Anzahl, wird es Zeit, sich noch einmal mit den eigenen Arbeitsschutzmassnahmen auseinanderzusetzen.

Autorin: Anna Ganzke

Um auf den Arbeitsschutz aufmerksam zu machen, eignet sich beispielsweise der World Day for Safety and Health at Work: Jedes Jahr am 28. April werden Unternehmen daran erinnert, wie wichtig gesunde Arbeitsbedingungen sind – und wie schnell sich Unfälle ereignen, die eigentlich vermeidbar gewesen wären. Denn trotz der häufigen Annahme, man hätte als Unternehmen alles im Griff, werden häufigen Gefahrenquellen nicht genug Beachtung geschenkt. Infolgedessen geschehen oft erschreckende bis skurrile Unfälle – umso wichtiger ist es, jedes Jahr aufs Neue die eigenen Sicherheitsmassnahmen zu überprüfen und zu optimieren.

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Arbeitsunfälle: Leichtsinnigkeit und Unwissen als Katalysator

Statistische Erhebungen zeigen: Im Bereich des Arbeitsschutzes ist noch lange nicht alles getan. So erklärte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, dass es im ersten Halbjahr 2023 zu mehr als 390’000 meldepflichtigen Arbeitsunfällen gekommen sei – und viele davon wären vermeidbar gewesen. Beispiele aus der betrieblichen Praxis gibt es hier viele, die einen kurioser als die anderen; so werden etwa Gabelstapler als Rennfahrzeuge von den Mitarbeitern zweckentfremdet. Grund dafür ist Übermut und Unwissenheit – was letztendlich zu Kollisionen, Verletzungen und eventuell zur Beschädigung des Produktionsgebäudes führt.

Sehr häufig kommt es zudem vor, dass Mitarbeiter die Gefahren ihrer Arbeit vollständig unterschätzen. Leichtsinnig klettern sie beispielsweise an einem Regal hoch oder bauen den Schutzzaun vor schnell rotierenden Walzen ab. Ebenso gefährlich ist das unachtsame Entfernen oder das sogar Nichttragen von Schutzausrüstung. So verzichten viele Mitarbeiter immer wieder gerne auf das Tragen von Schutzbrillen, Anstosskappen, Gehörschutz oder Schnittschutzhandschuhe. Schnell führen solche Verhaltensweisen zu Verletzungen, wie beispielsweise einem Schnitt in die Hand, oder sogar chronischen Schäden wie Hörverlust, wenn der Gehörschutz nicht getragen wird.

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Wie Unternehmen für mehr Arbeitssicherheit sorgen können

Wie also können Arbeitsunfälle und unsichere Situationen nachhaltig verhindert werden? Unternehmen stehen dabei eine Reihe von Massnahmen zur Verfügung, um ihre Belegschaft vor Gefahren und Leichtsinnigkeit zu schützen:

  • Tipp 1: Ursachen aufarbeiten anstatt Schuldzuweisungen aussprechen – Tritt ein Arbeitsunfall ein, sollte die Suche nach der Ursache die höchste Priorität sein. Wird Zeit mit der Suche nach einem Schuldigen verschwendet, führt dies nur dazu, dass weniger Arbeitsunfälle gemeldet werden, weil Mitarbeiter Sorge vor arbeitsrechtlichen Konsequenzen haben. Viel eher sollten Unternehmen verstehen, weshalb Führungskräfte und Mitarbeiter so gehandelt haben und dementsprechend präventive Massnahmen ergreifen.
  • Tipp 2: Führungskräfte sensibilisieren und schulen – Führungskräfte tragen die Verantwortung, wenn es um den Arbeitsschutz geht, wissen jedoch oft selbst nicht, worauf sie achten müssen. Hier ist es die Aufgabe des Unternehmens, sie gezielt auf ihre Aufgaben im Arbeitsschutz vorzubereiten, damit sie effektiv und wirksam handeln können. Diese Schulungen müssen allerdings über die typische Schulung zur rechtlichen Verantwortung und Haftung hinausgehen.
  • Tipp 3: Mitarbeiter in die Organisation integrieren – Arbeitssicherheit ist kein Diktat von oben, sondern eine Massnahme, von der jeder im Unternehmen profitiert. Aus diesem Grund sollte eine Beteiligung von operativen Führungskräften und Mitarbeitern bei der Weiterentwicklung der Arbeitsschutzorganisation erfolgen – etwa bei der Auswahl von Schutzausrüstungen oder der Gestaltung von Arbeitsschutzmassnahmen.
  • Tipp 4: Prozesse optimieren und hinterfragen – Arbeitsunfälle oder auch Beinaheunfälle müssen gemeldet werden – eingefahrene und umständliche Prozesse verhindern dies jedoch grösstenteils. Sind die Hürden zu hoch, verzichten die Führungskräfte und Mitarbeiter lieber darauf, was zu einem gefälschten Bild der Qualität des betrieblichen Arbeitsschutzes führt. Unglückliche Kennzahlen und Jahresziele, wie beispielsweise generell null Arbeitsunfälle, fördern in den wenigsten Fällen eine offene Fehlerkultur und eine gelebte Arbeitsschutzorganisation. Wichtig ist deshalb: Zur Überwachung des Arbeitsschutzes sollten sinnvolle Kennzahlen oder Ziele genutzt werden, die auch durch einzelne Personen gesteuert werden können. Hierzu gehört beispielsweise die Anzahl an durchgeführten Sicherheitskurzgesprächen, Begehungen und persönlichen Weiterbildungen im Arbeitsschutz.

Die Autorin:
Anna Ganzke ist zusammen mit Stefan Ganzke Gründerin und Geschäftsführerin der WandelWerker Consulting GmbH. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, gemeinsam mit ihrem Team die Einstellung von Führungskräften und Mitarbeitern zum Arbeitsschutz im Unternehmen zu verbessern. Hierfür trainieren sie sowohl mit den Sicherheitsingenieuren und Fachkräften für Arbeitssicherheit als auch mit den Führungskräften. Zudem arbeiten sie mit ihnen strategisch am betrieblichen Arbeitsschutz.

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