Freitag, 20. September 2024
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Die Schweizerische Vereinigung für Betriebssanität (SVBS) kürte die Betriebssanitäter des Jahres 2018 mit dem «SVBS AWARD». Der Preis wurde am 5. April 2019 anlässlich der Mitgliederversammlung in Emmen (LU) vergeben.

Mit dem ersten Preis wurden die Betriebssanitäter Urs Berni und Richard Hubert von der Valser Mineralquellen AG ausgezeichnet. Sie retteten am 14. Februar 2018, dem Valentinstag, das Leben eines Monteurs. «Ich war gerade in meine Arbeit vertieft, als ich einen Funkspruch von einem Staplerfahrer erhielt», erzählt Urs Berni, Leiter der Betriebssanität des Unternehmens. «Er meldete mir, es befände sich ein Patient im Sanitätszimmer. Ich fand einen litauischen Monteur sowie seinen Arbeitskollegen vor, der für eine externe Firma eine neue Verpackungsmaschine installierte. Der Monteur wälzte sich auf der Liege, er wurde kaltschweissig und schrie vor Schmerzen.»

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Da der Monteur kein Deutsch sprach, musste der Chefmonteur für Urs Berni in gebrochenem Deutsch übersetzen. Er beklagte sich über sehr starke Bauchschmerzen. Urs Berni dachte zuerst an eine Nierenkolik. Wenige Sekunden später war der Patient kaum noch ansprechbar. Sein Arbeitskollege bekam es mit der Angst zu tun und rief immer wieder in Litauisch dem Patienten zu. «Nun war mir klar, dass er Herzprobleme hatte», erzählt Berni. «Jetzt musste ich rasch handeln. Russisch oder Litauisch konnte ich natürlich nicht. Also blieb nur noch die Zeichensprache.»

Der immer griffbereite Defibrillator (AED) kam nun zum Einsatz. Berni entfernte die Kleider des Patienten vom Oberkörper und klebte die Elektroden auf. Als der AED die Analyse durchführte, alarmierte Urs Berni den Dorfarzt. Als der erste Schock abgegeben wurde – es waren inzwischen keine zwei Minuten vergangen – wählte Berni mit eingestelltem Telefonlautsprecher ausserdem die gespeicherte Notfallnummer eines weiteren Betriebssanitäters, Richard Hubert, und fuhr mit der Reanimation fort. Auch setzte er bei der Notfallrufnummer 144 einen Notruf ab, schilderte kurz die Situation und forderte eine Ambulanz sowie die Rega auf. Der zweite Schock wurde abgegeben und schon traf Richard Hubert ein, übernahm die Beatmung mit dem Ambubeutel, kontrollierte den Blutdruck und verabreichte dem Patienten Sauerstoff. «Ich führte weiterhin die Herzdruckmassage aus», erzählt Berni. «Der dritte Schock wurde abgegeben und nun traf der Dorfarzt ein, der durch einen Mitarbeiter eingewiesen wurde. Inzwischen waren rund sieben Minuten vergangen. Der Dorfarzt installierte sein AED mit EKG, verabreichte verschiedene Medikamente und gab mit seinem AED zwei weitere Schocks ab. Nach knapp 20 Minuten übernahm ich die Vorbereitungen zur Einweisung der Rega. Ich rief meine Frau an, die mir das Funkgerät der Alpinen Rettung vorbeibrachte. Damit konnte ich die Rega direkt bei der Valser Mineralquellen einweisen. Die Rega lud den Notfallarzt bei mir ab und flog zum offiziellen Landeplatz. Die Ambulanz aus Ilanz traf zirka zehn Minuten später ein. Sie transportierte den Patienten zur Rega, welche ihn ins Kantonsspital St. Gallen flog.»

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Nach knapp zwei Wochen Spitalaufenthalt wurde der Patient entlassen. «Sein Sohn holte ihn im Kantonsspital St. Gallen ab und fuhr nach Vals, um sich bei uns zu bedanken», erzählt Urs Berni. «Wir freuten uns, ihn wohlauf zu sehen. Er ging anschliessend bei ihm zu Hause zur Reha.»

Lob vom Rettungsdienst und von der SVBS

Stefan Kühnis, Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Betriebssanität, übergab Urs Berni und Richard Hubert für diesen Einsatz als Lebensretter den SVBS AWARD 2018. «Als wir diese Eingabe lasen, waren wir begeistert», sagt Kühnis. «Diese Betriebssanitäter machten in einem schweren Notfall alles richtig und vorbildlich – auch weil sie sich auf ein solches Szenario bestmöglich vorbereiteten. Wir sind stolz auf die beiden und freuen uns, Ihnen den SVBS AWARD 2018 verleihen zu dürfen.»

Lob gab es übrigens auch vom Rettungsdienst Surselva, dessen Leiter sich am Tag nach dem Einsatz beim Betriebsleiter der Valser Mineralquelle meldete und sagte: «Bei Ankunft hatte der Patient bereits wieder einen Kreislauf, dank der sofortigen und richtigen Handlungen von Urs Berni und Richard Hubert. Sie konnten das Gelernte und die lebenswichtigen Sofortmassnahmen genau umsetzen. In dieser Situation haben sich alle Bemühungen und Investitionen in die Betriebssanität ausgezahlt, denn Sie haben im wahrsten Sinne des Wortes Leben gerettet.» Ausserdem sei die Zusammenarbeit sehr angenehm und professionell gewesen, und: «Ich wünsche keine weiteren solche Fälle in Ihrem Betrieb, aber es ist beruhigend zu wissen, dass sehr qualifizierte Leute für solche Fälle vor Ort sind.»

Weitere Preisträger

Der 2. Platz ging an die Apleona HSG AG, die eine Betriebssanitäts-Software entwickelte. Auf dem dritten Platz landete die Reasco AG, die während mehreren Gesundheitsaktionen unter anderem Cholesterinmessungen, Grippeimpfungen, Zeckenimpfungen und vieles mehr durchführte.

Hintergrund zum SVBS AWARD

Betriebssanitäter engagieren sich für die Erste Hilfe in Ernstfällen und für die Sicherheit und Gesundheit ihrer Mitarbeitenden. Oft genug tun sie dies ohne finanzielle Entschädigungen und aus Leidenschaft und Überzeugung. Die Schweizerische Vereinigung für Betriebssanität (SVBS) möchte dieses Engagement belohnen und zeichnet deshalb mit dem «SVBS AWARD» Betriebssanitäter und Betriebssanitäterinnen oder ganze Betriebssanitäten aus, die ein aussergewöhnliches Projekt in der Betriebssanität umgesetzt haben oder einen Einsatz als Betriebssanitäter besonders kompetent geleitet haben. Der Hauptpreis ist mit 2500 Schweizer Franken dotiert, die von der IVF HARTMANN AG und der Plattform betriebsapotheke.ch gesponsert werden.

Das Antragsformular für den SVBS AWARD 2019 findet sich auf der Homepage www.svbs-asse.ch/anlaesse/svbs-award/. Die Gesuche um eine Auszeichnung werden von den Vorstandsmitgliedern der SVBS geprüft und müssen bis spätestens 20. Januar 2020 eingesendet werden. Die Preisverleihung findet wieder im Rahmen der Mitgliederversammlung der SVBS statt, am 3. April 2020.

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