Mittwoch, 13. November 2024
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Im Jahr 2024 feiert der Wendeschlüssel seinen 90. Geburtstag. Zum alten Eisen gehört er damit nicht. Noch immer ist er an unzähligen Orten die zweifelsfrei beste Zutrittslösung. Und: Produziert werden die Schweizer Schlüssel auch heute noch in der Schweiz.

Wir schreiben das Jahr 1934. In Europa braut sich Ungemach zusammen. Donald Duck hat seinen ersten Auftritt in einem Kurzfilm. Das ehemalige Fort auf der Insel Alcatraz wird ein Bundesgefängnis. Eine 6.37 Kilogramm schwere Perle im Wert von 40 Millionen US-Dollar wird vor einer philippinischen Insel gefunden und bleibt 82 Jahre lang die grösste Perle der Welt. Und: In Zürich meldet Fritz Schori von der Firma KABA ein Patent für einen Wendeschlüssel an, der auch nach 90 Jahren noch eine echte Perle im Sicherheitsmarkt darstellt.

«Mechanik hat selbst in der modernsten Zutrittslösung nach wie vor ihren Platz», sagt Pascal Kägi, Bereichsleiter Distribution Tür- und Schliesstechnik bei dormakaba Schweiz AG. «Sie hat viele Vorteile, von den Beschaffungskosten über die Langlebigkeit bis zur Robustheit. Wo es weder viele Berechtigungswechsel noch eine erhöhte Notwendigkeit für Transparenz gibt, ist der Wendeschlüssel noch immer am richtigen Ort. Und selbst die modernste Zutrittslösung sollte immer eine Kombination verschiedener Technologien sein.»

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Wendeschlüssel: Seit 90 Jahren ein Schweizer

Der Wendeschlüssel wird heute noch in der Schweiz produziert, seit 50 Jahren am Standort Wetzikon im Zürcher Oberland. Zwei zentrale Elemente sprechen bis heute für diesen Produktionsstandort: «Das erste ist die Natur des Geschäfts», sagt Pascal Kägi. «Der Schlüssel ist ein Unikat und passt nur für die Türe, für die er passen soll. Wir produzieren ihn erst, wenn eine Bestellung im Haus ist. Die Kunden erwarten dann schnelle und flexible Lieferzeiten. Da hilft es ungemein, dass wir mit dem Werk in Wetzikon nah bei den Kunden sind.»

Das zweite Element: Auch der Wirtschaftsstandort Schweiz ist sehr attraktiv, mit flexiblen Arbeitsbedingungen, mit hoher Qualität und hoher Präzision. Das alles ist wichtig für die Fertigung eines solch hochpräzisen Produktes», sagt Kägi. «Liegen wir mit einer Bohrung um nur 0,03 Millimeter daneben, geht die Tür nicht mehr auf. Eine solch hochpräzise Mechanik muss auch hochpräzise gefertigt werden, während jedem Arbeitsschritt. Swiss Made ist hierfür natürlich ein Qualitätsversprechen.»

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Und er ergänzt: «In der Schweiz liegen unsere Wurzeln, das schafft eine emotionale Verbindung, auch für die Mitarbeitenden. Wir sind ein grosser Arbeitgeber in der Region, wir bilden Lernende aus, wir sind hier zu Hause und ein Teil der Gesellschaft. Wir haben zusammen mit unseren langjährigen Mitarbeitenden viel Wissen und Erfahrung aufgebaut. Sie leisten jeden Tag ihren Beitrag an den Erfolg unseres Unternehmens und wir möchten ihnen und der Region auch etwas zurückgeben.»

Ein wichtiger Beitrag für die Nachhaltigkeit

Dieser gesellschaftlich wichtige Aspekt hat ausserdem einen Effekt auf die Nachhaltigkeit. «Je näher wir an den Kunden sind, desto nachhaltiger sind wir», sagt Kägi. «Die meisten Kunden sind maximal 300 Kilometer vom Werk in Wetzikon entfernt. Wir beziehen die meisten Rohstoffe aus dem nahen europäischen Raum, produzieren lokal und haben kurze Transportwege. Und: ein Wendeschlüssel ist äusserst langlebig.»

Diese Langlebigkeit sei nicht vergleichbar mit der Lebensdauer von anderen Technologien. Sie setzt sich zusammen aus der Robustheit – sprich der niedrigen Anfälligkeit und Wartungsintensität – sowie aus einer jahrzehntelangen Nachbestell-Möglichkeit. «Wir haben Schliessanlagen aus dem Jahr 1936, für die wir handschriftliche Bücher nachführen, damit Nachbestellungen noch möglich sind», sagt Kägi. «Auch das ist ein kleiner Beitrag weg von der Wegwerfgesellschaft und hin zu einer langjährigen Nutzung von Qualitätsprodukten.»

Aber er ergänzt: «Natürlich gilt es hier, immer die Sicherheit zu beachten. Alte Schliessanlagen erfüllen zwar noch die organisatorischen Anforderungen, im Bereich Sicherheit gibt es aber Lücken. Deshalb muss immer wieder überprüft werden, ob modernisiert werden soll oder nicht»

Fels in der Brandung oder doch etwas Evolution?

Da stellt sich die Frage: ist dieser 90-jährige Schweizer einfach ein stures Stück altes Eisen, oder verändert er sich trotzdem ein wenig, um jung und dynamisch zu bleiben?

Ein bisschen von beidem, meint Pascal Kägi. «Das Material ist das gleiche wie damals, aber wir arbeiten auch hier an Entwicklungen, ein Beispiel ist das bleifreie Messing. Die Produktion der Schlüssel und Zylinder hat sich im Grundsatz auch nicht allzu sehr verändert, zum Beispiel werden sie immer noch gedreht und gefräst. Stark gewandelt hat sich aber die Prozesseffizienz. Durch den Produktionsstandort Schweiz steigt auch der Druck auf die Effizienz und Automatisierung. Heute fahren hier Roboter herum und wir haben automatisierte Prozesse, um die grosse Nachfrage bedienen zu können.»

Zudem sei die Fertigung nur ein Teil der Wertschöpfungskette, das Vor- und Nachgelagerte sei genauso wichtig. «Wir haben viel in die Prozesse investiert», sagt Kägi, «von der digitalen Auftragserfassung über E-Commerce und Vertriebspartner bis hin zur Auslieferung an die Kunden haben wir einiges automatisiert und digitalisiert, um eine schnelle und zuverlässige Lieferung zu ermöglichen.»

Auf die nächsten 90 Jahre!

Heben wir also das Glas zum 90. Geburtstag des Wendeschlüssels! Aber können wir dabei sogar auf die nächsten 90 Jahre anstossen?

«Ich hüte mich vor Prognosen», sagt Pascal Kägi, «es haben sich schon intelligentere Leute spektakulär geirrt. Aber ich bin überzeugt, dass die Mechanik riesige Vorteile hat – von der Anschaffung über die Lebenskosten, Robustheit und Langlebigkeit bis zur Nachhaltigkeit. Das muss eine alternative Technologie erst einmal wettmachen. Wenn dieser Zeitpunkt irgendwann kommt, dass sie gleichwertige Produkte auf den Markt bringt, darf man nicht vergessen: die Baubranche ist sehr langzyklisch. Es braucht auch dann noch viele Jahre, bis der letzte Wendeschlüssel und der letzte mechanische Zylinder ausgebaut ist.»

In Zusammenarbeit mit dormakaba Schweiz AG

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Chefredaktor safety-security.ch / CEO bentomedia GmbH / Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Betriebssanität SVBS / SFJ-Award für Qualitäts-Fachjournalismus

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