Die WM in Katar ist eröffnet. Das Grossevent im Wüstenemirat hat bereits unzählige Skandale zu beklagen. Neben Menschenrechtsfragen stehen auch fehlende Schutzmassnahmen auf den WM-Baustellen in der Kritik.

Zu Recht, findet Sicherheits-Experte Donato Muro, und erläutert seinen Standpunkt: „Auf den Baustellen für die Fussball-WM in Katar kam es seit der WM-Vergabe 2010 immer wieder zu tödlichen Unfällen. Viele Gastarbeiter starben aufgrund fehlender Arbeitsschutzmassnahmen.“ Was ist schiefgelaufen? Donato Muro gibt Einblicke hinter die Kulissen.

Tausende Todesopfer beim Aufbau der Stadien für die WM in Katar

Die Mehrheit der Gastarbeiter für die WM 2022 in Katar stammen aus Indien, Pakistan, Bangladesch, Nepal oder Sri Lanka. Trotz harter Arbeitsbedingungen auf den Baustellen erhofften sich die Menschen ein besseres Leben. Laut offiziellen Zahlen starben 15’000 von ihnen. Dabei hätte die Mehrheit der Todesfälle in Katar vermieden werden können, wenn der Arbeitsschutz konsequent eingehalten worden wäre.

Bereits grundlegende Schutzmassnahmen wie die persönliche Schutzausrüstung waren unzureichend oder haben komplett gefehlt. Zudem haben die Menschen im Sommer bei einer Tagestemperatur von bis zu 45 Grad bis zur völligen Erschöpfung gearbeitet. Grund dafür waren nicht zuletzt auch die starken Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Gastarbeitern und ihren Arbeitgebern. Die Liste an weiteren Verstössen ist lang. Auch wenn die Regierung sagt, alles zu tun, um Todesfälle zu vermeiden, spricht die Realität eine andere Sprache. Klar ist: Menschen dürfen beim Tausch von Zeit gegen Geld auf keinen Fall zu Schaden kommen!

Arbeitsschutz in der Schweiz: ein Vergleich

Wie ist die Situation in der Schweiz? Hier gibt es entsprechende Gesetze und beispielsweise die Bauarbeitenverordnung (BauAV). Auch hier kommt es immer wieder zu Unfällen. Doch bei nachweisbaren Verstössen gegen den Arbeitsschutz tragen die Arbeitgeber oder Bauherren die Haftung, da sie in der Verantwortung für die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden stehen.

Arbeitgeber sind zudem gesetzlich verpflichtet, Gesundheitsgefährdungen am Arbeitsplatz zu beurteilen und entsprechende Schutzmassnahmen durchzuführen. Neben geregelten Arbeitszeiten und Urlaubstagen gibt es auf Baustellen in der Schweiz Sicherheitsverantwortliche sowie persönliche Schutzausrüstung und Unterweisungen für Anlagen und technische Maschinen. Die Summe der Massnahmen bietet Arbeitnehmern bestmöglichen Schutz vor schwerwiegenden Unfällen.

Welche Schlüsse sollte Katar daraus für die Zukunft ziehen?

Baustellen bestehen aus komplexen Abläufen: Viele unterschiedliche Gewerke arbeiten gemeinsam an der Fertigstellung. Daher kommt es bereits im Vorfeld auf eine gute Kommunikation an. Die Koordination und Weitergabe von Informationen ist somit ein wichtiger Bestandteil des Arbeitsschutzes. Auch hier lagen in Katar Schwachpunkte, die zu folgenschweren Unfällen geführt haben. Zudem bedarf es externer Kontrollen, damit Gesetze und Verordnungen auf Baustellen eingehalten werden.

Auf Katars Grossbaustellen im Zuge der WM wären gleich mehrere Arbeitsschützer nötig gewesen. Doch verantwortliche Sicherheits- und Gesundheitskoordinatoren gab es nicht. Auch behördliche Kontrollen blieben aus. Die Arbeitsmigranten arbeiteten somit unter lebensbedrohlichen Umständen. Viele von ihnen bezahlten mit ihrem Leben. Ob Katar den politischen Willen haben wird, daraus die notwendigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen, bleibt offen.

Über Donato Muro:

Donato Muro hat Kompetenzen in den Bereichen Sicherheits- und Brandschutzingenieurwesen und in der Chemie. Zudem ist er studierter Jurist und angehender Arbeitspsychologe. Mit seiner Expertise steht Donato Muro seinen Kunden vollumfänglich zur Seite. Zu den Kunden des Inhabers mehrerer Firmen zählen vor allem Konzerne in der Industrie – also Unternehmen, bei denen Arbeitsschutz über ergonomische Schreibtischstühle hinausgeht. Weitere Informationen finden Sie unter: https://sicherheitsingenieur.nrw/