Freitag, 20. September 2024
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In der Schweiz kommt es jährlich zu rund 14’000 Zeckenstichen, Tendenz steigend. Eine mögliche Erklärung für den ausserordentlichen Anstieg in den vergangenen Jahren haben Forschende aus der Westschweiz gefunden. Ihre Analysen zeigen, dass sich die Tiere in der Schweiz immer wohler fühlen.

Klein, lästig und nicht ungefährlich: So könnte man etwas salopp ausgedrückt eine Zecke charakterisieren. Ausgerechnet dort, wo man sich bei diesem herrlichen Frühlingswetter bevorzugt aufhält, nämlich in der Natur, lauern die Spinnentiere. Bis in eine Höhe von 1,5 Meter über Boden hoffen sie im Unterholz sowie auf Pflanzen an Wald- und Wegrändern auf menschlichen oder tierischen Besuch.

Lebensraum hat sich um fast zwei Drittel vergrössert

«Gemäss einer Studie von Forschenden aus der Westschweiz hat sich zwischen 2009 und 2018 der für Zecken geeignete Lebensraum um fast zwei Drittel vergrössert», stellt Felix Ineichen, Zecken-Experte bei der Suva, fest. In Zahlen ausgedrückt, hat sich dieser Lebensraum im erwähnten Zeitraum um über 4000 Quadratkilometer vergrössert, was ungefähr der doppelten Fläche des Kantons St.Gallen entspricht.

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Die veränderten klimatischen Bedingungen könnten ein Grund dafür sein, warum sich die Tierchen in der Schweiz immer wohler fühlen. «Speziell in Lagen zwischen 500 und 1000 Metern über Meer haben sich die Verhältnisse so geändert, dass es ihnen dort zunehmend gefällt», sagt Ineichen. Diese Entwicklung schlägt sich in den Zahlen nieder. Zwischen 2012 und 2016 kam es durchschnittlich zu 10’000 Zeckenstichen pro Jahr. Noch ist die Auswertung der Corona-Jahre nicht abgeschlossen. Schon jetzt zeigen jedoch Schätzungen, dass es in der Folgeperiode zwischen 2017 und 2021 bereits rund 14’000 Fälle pro Jahr gab. Dies entspricht einer Zunahme von 40 Prozent.

Das Wetter beeinflusst die Zahlen stark

Auch wenn in den vergangenen Jahren im Trend eine klare Zunahme der Fälle zu beobachten ist, unterliegen die Zahlen jährlichen Schwankungen. Das Wetter hat grossen Einfluss auf die Zahl. Steigen die Temperaturen bereits ab März an, bewirkt dies einen Doppeleffekt. «Zum einen erwachen die Zecken früher aus ihrer Winterstarre, zum anderen halten sich die Menschen vermehrt im Freien auf», sagt Ineichen. Die Statistik bestätigt, dass zwischen steigenden Temperaturen und der Anzahl Zeckenstiche ein Zusammenhang besteht, denn in den Monaten Mai, Juni und Juli verzeichnen die Unfallversicherer am meisten Stiche.

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Wie sehen die Prognosen für das aktuelle Jahr aus? Noch ist schwierig vorauszusehen, ob 2022 ein Zeckenjahr wird. Die kommenden Wochen könnten aber erste Hinweise geben. Gemäss Statistik hat der Monat April entscheidenden Einfluss auf die Zahl der Fälle. «In jenen Jahren, in denen wir am meisten Fälle registrieren, war der April jeweils überdurchschnittlich warm und sonnig», erklärt Ineichen.

Wie schütze ich mich vor Zeckenstichen?

Zecken können die Infektionskrankheit Borreliose oder Hirnhautentzündungen auslösen. Daher ist es wichtig, sich zu schützen. Diese Tipps sind zu beachten:

  • Im Wald und in Gärten Gestrüpp und Unterholz meiden, um keine Zecken abzustreifen.
  • Geschlossene Kleidung von heller Farbe tragen. So können die Tiere entdeckt und entfernt werden, bevor sie auf die Haut gelangen.
  • Zeckenschutzmittel für Haut und Kleider benutzen.
  • Nach Aufenthalt im Wald oder im Garten Körper absuchen.
  • Falls ein Exemplar gefunden wird: So schnell wie möglich mit einer spitzen Pinzette oder einer speziellen Zeckenzange entfernen.
  • Die Suva empfiehlt eine Impfung gegen Hirnhautentzündung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), denn gegen diese seltene, aber schwere Krankheit gibt es keine spezifische Behandlung. Eine Impfung ist das beste Mittel, um sie zu vermeiden.

Lesen Sie auch: Zeckenkontakte im zeitlichen und räumlichen Verlauf

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